Äthiopien: Indigene hungern wegen Landraub und Mega-Staudamm

10 März 2015

Die Kwegu in Äthiopiens Unterem Omo-Tal hungern aufgrund der Zerstörung ihres Waldes und des langsamen Sterbens des Omo-Flusses. © Survival International

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigene Völker, hat beunruhigende Berichte erhalten, dass das kleinste und bedrohteste Volk in Äthiopiens Omo-Tal zu verhungern droht, weil sein Wald zerstört wird und der Fluss, von dem es abhängt, langsam stirbt.

Die Kwegu, die nur 1.000 Angehörige zählen, leben vom Jagen, Fischen und dem Anbau von Getreide an den Ufern des Omo. Der Mega-Staudamm Gibe III und die mit ihm verknüpften Bewässerungssysteme für große kommerzielle Plantagen auf indigenem Land drohen jedoch die Überflutungen des Omo zu beenden und die Fischbestände zu zerstören, auf die die Kwegu angewiesen sind. Neue Satellitenbilder zeigen, dass die äthiopische Regierung bereits damit begonnen hat, das Staubecken von Gibe III zu füllen.

In einer Videobotschaft erklärte ein Kwegu-Mann bei der Räumung des angestammten Kwegu-Landes 2012: „Vielleicht werden wir sterben. Der Fluss hält uns am Leben. Wenn sie das Wasser aus dem Flussbett nehmen, wo werden wir leben? Wenn die Fische verschwunden sind, was wird die Kinder ernähren?“

Sehen Sie hier das ganze Video (die Identität der Personen wird aus Sicherheitsgründen geschützt).

Viele Kwegu berichten nun, dass ihre Bienenstöcke durch die Kuraz-Zuckerplantagen der Regierung zerstört wurden und sie ihre Hirseernte an den Flussbänken des Omo verloren haben, weil es keine Überflutung gab. Die Kwegu sind damit auf das Essen benachbarter Völker angewiesen, um zu überleben.

Zum Staudamm und den Plantagen auf ihrem angestammten Land gab es fast keine Konsultationen mit der indigenen Bevölkerung des Unteren Omo-Tals. Ihr Widerstand wird mit brutaler Gewalt und Drohungen unterdrückt. Mehrere indigene Völker werden im Rahmen eines Umsiedlungsprogramms von der Regierung unter Zwang in Dörfer angesiedelt (villagization).

Ein Angehöriger der Suri, ein Nachbarvolk der Kwegu, erklärte gegenüber Survival International vor wenigen Tagen: „Die Regierung hat uns gesagt, wir sollen in neuen Häusern leben, aber wir wollen nicht … Sie haben weder versucht zu erklären, was sie machen, noch haben sie uns gefragt, was wir wollen.“

Ein Kwegu-Junge vor seinem Haus. Indigene im Omo-Tal klagen darüber, dass es zunehmend schwerer wird ihre Kinder in der Zeit der Trockenheit zu versorgen. Das Foto stammt von 2010. © Survival

Äthiopien ist einer der größten Empfänger von deutscher, britischer und US-amerikanischer Entwicklungshilfe. Ein Bericht der Gebergruppe DAG über eine Untersuchungsmission in der Region vom August 2014 wurde jedoch noch immer nicht veröffentlicht, trotz der zunehmenden humanitären Krise im Unteren Omo-Tal.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Es muss sich etwas ändern, um sicherzustellen, dass Steuergelder nicht dafür ausgegeben werden, Regierungen zu stützen, die für die Vertreibung indigener Völker von ihrem Land verantwortlich sind. Deutschland erklärt immer wieder, dass es die Rechte indigener Völker anerkennt und einhält – doch die vielen Berichte über Menschenrechtsverletzungen im Unteren Omo-Tal stoßen auf taube Ohren, und die äthiopische Regierung, die fest entschlossen scheint autarke indigene Völker in hilfsbedürftige Vertriebene zu verwandeln, wird weiter unterstützt.“

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- Deutschland ist einer der wichtigsten Entwicklungspartner Äthiopiens. Zwischen 2011 und 2014 wurden allein in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit rund 100 Millionen Euro Entwicklungshilfe bereitgestellt.
- Deutschland weigert sich bisher, das einzige verbindliche Abkommen zum Schutz der Rechte indigener Völker zu ratifizieren.
- Das Video stammt aus dem Jahr 2012, als das Land der Kwegu für das Kuraz-Zuckerprojekt der äthiopischen Regierung geräumt wurde.

Indigene Völker im Omo-Tal
Indigenes Volk

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