Deutsche Unternehmen fallen beim Schutz indigener Rechte durch

2 Juni 2016

Die wirtschaftliche Ausbeutung ihres angestammten Landes bedroht das Überleben zahlreicher indigener Gemeinden weltweit. Auch deutsche Unternehmen verdienen mit. Indigene Rechte werden dabei systematisch ignoriert. © Survival

Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Deutsche Unternehmen ignorieren systematisch die Rechte indigener Völker, zeigt eine heute veröffentlichte Erhebung von Survival International unter deutschen Firmen.

Wirtschaftliche Aktivitäten bedrohen weltweit die Rechte indigener Völker wie die kaum einer anderen Bevölkerungsgruppe. Auch deutsche Unternehmen sind direkt oder indirekt beteiligt, etwa indem sie Rohstoffe von fragwürdigen Zulieferern beziehen oder an umstrittenen Projekten auf indigenem Land mitverdienen.

In einer Befragung unter 100 deutschen Unternehmen hat Survival International nun erstmals untersucht, wie die Unternehmen selbst damit umgehen, ihre Verantwortung einschätzen und welche Maßnahmen sie zum Schutz indigener Völker ergreifen.

Das ernüchternde Ergebnis der Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen, die weltweit Geschäfte tätigen, hinterherhinken oder die Augen verschließen, wenn es darum geht ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gegenüber indigenen Völkern nachzukommen.

Kayapó bei einer Anti-Damm-Demo. Das deutsche Unternehmen Voith Hydro unterzeichnete 2011 einen Vertrag über den Bau des kontroversen Belo Monte Staudamms in Höhe von 443 Millionen Euro. Der bis dahin größte Auftrag für das Unternehmen. © Terence Turner/Survival

Linda Poppe von Survival International erklärte: „Für indigene Völker ist ‚Made in Germany‘ kein Gütesiegel, vielmehr ein Grund sich ernsthaft Sorgen zu machen. Denn wenn deutsche Unternehmen die Rechte indigener Völker verletzen, sind dies keine bedauerlichen Einzelfälle. Die Reaktionen der befragten Unternehmen zeigen, dass an allen Enden das Bewusstsein für indigene Völker, ihre Rechte und die eigene menschenrechtliche Verantwortung fehlt.“

„Indigene Völker kommen immer häufiger in Konflikt mit Unternehmen, je weiter diese in ihre einst abgelegenen Gebiete vordringen. Wenn deutsche Unternehmen nicht schnell aufholen, könnten die Folgen verheerend sein,“ sagte Linda Poppe weiter.

Angesichts der alarmierenden Ergebnisse fordert Survival International von deutschen Unternehmen ein umgehendes Handeln, um geeignete Mechanismen zum Schutz indigener Völker aufzubauen und diese konsequent umzusetzen. Darüber hinaus muss die deutsche Bundesregierung ein klares Zeichen für die Rechte indigener Völker setzen, beispielsweise durch eine Ratifizierung der ILO-Konvention 169 und die verbindliche Sicherung indigener Recht im Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

Hinweis an die Redaktion

- Laden Sie hier Survivals Bericht „Warnhinweis: Kann Spuren von Menschenrechtsverletzungen enthalten“ herunter (PDF, 1,1MB).

- Für den Bericht bat Survival International 100 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde Euro einen Fragebogen auszufüllen. 24 von ihnen beantworteten den Fragebogen oder äußerten sich in anderer Form. Unternehmen deren Tätigkeitsfeld oder -gebiet mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen oder nur einen marginalen Zusammenhang zu indigenen Völkern aufweist, wurden nach Möglichkeit vorab ausgeschlossen.

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