50. Jahrestag der Unabhängigkeitsforderung in West-Papua: Angst vor Gewalt wächst

30 November 2011

Unabhängigkeits-Aktivisten demonstrieren in T-Shirts mit der “Morgenstern”-Flagge © West Papua Media/Survival

Diese Seite wurde 2011 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Unabhängigkeits-Aktivisten aus West-Papua planen für Donnerstag Kundgebungen, um das erste Hissen ihrer symbolischen “Morgenstern”-Flagge vor 50 Jahren zu feiern. Angst überschattet jedoch den Jahrestag, da Indonesien noch immer jegliche Opposition unterdrückt und Übergriffe durch Sicherheitskräfte selten bestraft.

Inzwischen ist das Tragen der Flagge als Hochverrat unter Strafe gestellt. Die “Morgenstern”-Flagge ist ein Emblem für West-Papuas Unabhängigkeitskampf geworden, seit sie am 1. Dezember 1961 zum ersten Mal gehisst wurde.

Erst im Oktober 2011 wurden die Bewohner West-Papuas gewaltsam daran erinnert, wie gefährlich der Einsatz für die Unabhängigkeit ist: Bis zu 10 Menschen wurden getötet, als indonesische Sicherheitskräfte eine Kundgebung der Aktivisten auflösten. Die hauptverantwortlichen Offiziere sollen Berichten zufolge nur eine Verwarnung erhalten haben.

Die Proteste am Donnerstag sollen zeigen, dass weiterhin ein starker Willen besteht, ein halbes Jahrhundert Besatzung und eklatanter Menschenrechtsverletzungen zu beenden.

Seit 1963 sind geschätzte 100.000 Zivilisten unter der indonesischen Besatzung ums Leben gekommen.

Ein Korowai Kind in West Papua, das seit 1963 von Indonesien besetzt wird © Survival

Eine der größten Kundgebungen soll in der Stadt Jayapura stattfinden, am Grab des ehemaligen Papua-Anführers Theys Eluay. Eluay war 2001 von indonesischen Soldaten getötet worden. Die sieben Männer, die seines Mordes für schuldig befunden wurden, erhielten nur geringe Haftstrafen.

Die unverhältnismäßige Gewaltanwendung und der offensichtliche Mangel an Strafverfolgung sorgen vor dem Jahrestag unter den Demonstranten für Angst, sagt Reverend Benny Giay aus West-Papua.

Im Gespräch mit Survival International erklärte Giay: “Die meisten Geschäfte werden schließen und die Menschen decken sich mit dem Nötigsten ein […] in Jakarta verlassen viele Studenten ihre Unterkünfte und fahren zu ihren Familien, weil sie das Militär fürchten. Die Situation ist sehr angespannt.”

Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: “Die Brutalität, mit der Indonesien West-Papua besetzt, ist beispiellos. Es ist ein Skandal, dass die internationale Gemeinschaft seit einem halben Jahrhundert die Augen davor verschließt, wie die Papua rücksichtslos und gewaltsam unterdrückt werden.”

Forderungen werden immer lauter, dass Australien vor den Kundgebungen am Donnerstag Beobachter nach West-Papua schickt und ausländische Journalisten wieder in die Region gelassen werden.

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