Andamanen: Bald ganzjährig 'Menschensafaris' zu den Jarawa?

27 September 2013

Jarawa an der Andaman Trunk Road, die ihr Schutzgebiet durchschneidet, und sie somit dem Risiko von Krankheiten aussetzt, gegen die sie nicht immun sind. © Ariberto De Blasoni/Survival

Diese Seite wurde 2013 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Während am 27. September der Welttourismustag der Welttourismusorganisation (UNWTO) begangen wurde, verfolgt die Regierung der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen einen unheilvollen Plan. Die Inseln sollen von einer bislang auf die Saison beschränkten zu einer ganzjährigen Destination für den Tourismus entwickelt werden. Die Folge wäre, dass das indigene Volk der Jarawa künftig gar keine Ruhe mehr vor Touristen hätte, die “Menschensafaris” durch ihren Wald unternehmen.

Derzeit erstreckt sich die touristische Saison von September bis Mai. Tausende von Touristen begeben sich Woche für Woche auf „Menschensafaris“ und durchfahren den Wald der erst vor kurzem kontaktierten Jarawa, um diese zu begaffen. Nun droht den Indigenen das ganze Jahr über ein geballtes Eindringen von Touristen.

Ein Taxifahrer aus der Gegend erklärte: „Manche Leute geben den Indigenen Kekse und fotografieren sie … Sie einfach nur anzuschauen, ist für sie ein Spiel, verstehen Sie? Es ist eine Art Unterhaltung.“

C. G. Vijay vom Directorate of Information, Publicity and Tourism kündete kürzlich Pläne für die Förderung von Aktivitäten wie “Waldsafaris” und Wanderungen an, um die Andamanen als ganzjähriges Reiseziel bei Tourismusmessen in Indien und im Ausland zu verkaufen.

Die Ankündigung hat bei Personen zu Unruhe geführt, die sich ohnehin schon Sorgen um das Jäger und Sammler-Volk der Jarawa machen.

Survivals Direktor Stephen Corry machte heute klar: “Bevor die Behörden der Andamanen die Inseln als ganzjährige touristische Destination zu vermarkten beginnen, sollten sie erst einmal für Ordnung im eigenen Haus sorgen. ‘Menschensafaris’ in den Wald der Jarawa sind ein Affront für die menschliche Würde – es ist unerträglich, auch nur daran zu denken, dass die Jarawa auch während der Regenzeit nicht von dem Eindringen in ihr Leben verschont bleiben könnten.“

Tausende Menschen haben sich bereits verpflichtet, die Andamanen nicht zu besuchen, seit Survival Ende April zu einem Boykott aufgerufen hat. In dem Aufruf werden Besucher dazu aufgefordert, den Inseln fernzubleiben, bis Touristen die Straße durch den Wald der Jarawa nicht mehr befahren dürfen und eine alternative Route entlang der Küste eingerichtet worden ist.

Die Regierung der Andamanen hat sich dazu verpflichtet, bis März 2015 eine alternative Route entlang der Küste zu eröffnen. Doch selbst dieses ferne Datum erscheint fraglich, da die indische Regierung in Neu-Delhi den Plänen erst einmal grünes Licht hinsichtlich der ökologischen Unbedenklichkeit geben müsste.

Hinweis an die Redaktion

Sehen Sie eine kurze Dokumentation von VICE über die “Menschensafaris” zu den Jarawa

Jarawa
Indigenes Volk

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