Äthiopiens Plantagenprogramm vernichtet lebenswichtigen Wasserlauf

28 März 2012

Bemühungen den Omo-Fluss für die Bewässerung umzuleiten, trocknen wichtige Wasserquellen der indigenen Bevölkerung aus. © Survival

Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Neue fotografische Beweise zeigen, dass Äthiopiens umstrittenes Plantagenprogramm den Unteren Omo-Fluss, stark beeinträchtigt. Der Fluss ist die Lebensader von rund 100.000 Indigenen.

Flussabwärts des umstrittenen Gibe III-Staudammes wird der Omo-Fluss nun in einen von vielen neuen Bewässerungskanälen umgeleitet. Die Kanäle sollen ein anspruchsvolles Plantagenprogramm von staatlichen und privaten Investoren bewässern.

Die schädlichen Auswirkungen der Plantagen auf das UNESCO-Weltkulturerbe des Unteren Omo-Tals sind bereits bemerkbar. Die künstlichen Kanäle spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Die Regierung gibt so gut wie nichts über das Plantagenprogramm preis. Survival International hat jedoch kürzlich eine Karte erhalten, die den gewaltigen Umfang des Projektes erkennen lässt.

Eine Kopie der enthüllten Karte. Survival hat die drei Umsiedlungsgebiete in rot markiert. © Survival

Ein lokaler Bewohner sagte zu einer Survival-Mitarbeiterin, die neulich vor Ort war: “Noch nie habe ich den Fluss während der Trockenzeit so niedrig gesehen. Normalerweise reicht das Wasser beim Überqueren bis zu den Knien. Jetzt könnte ich zum anderen Ufer gehen ohne meine Füße nass zu machen.”

Der Gibe III-Damm wird 200 km flussaufwärts den natürlichen Strom des Flusses und die jährlichen Überflutungen unterbrechen. Tausende Indigene werden wertvolles Ackerland verlieren.

Die Überflutung des Omo-Flusses fördert die große Artenvielfalt der Region und garantiert Völkern wie den Bodi, Mursi und Dassanach, dass sie im fruchtbaren Schlick ihr Vieh ernähren, sowie Bohnen und Getreide anbauen können.

Letztes Jahr gab es zwar eine Überschwemmung, aber wegen des Bewässerungsprojektes konnten die meisten Bodi und Mursi sie für den Anbau nicht nutzen. In den kommenden Jahren werden die Überschwemmungen aussetzen, während der Stausee beginnt sich zu füllen. Den Menschen wurde gesagt, dass sie als Entschädigung Nahrungsmittelhilfe erhalten würden.

Zwei junge Karo vor einem tiefen Omo-Fluss. Der Wasserpegel ist jetzt so niedrig, dass man den Fluss kaum erkennen kann. © Survival

Indigene Gemeinden leiden ebenfalls unter schweren Menschenrechtsverletzungen: Diejenigen, die dem Projekt der Regierung im Weg stehen, werden mit Gewalt umgesiedelt und ihr Vieh beschlagnahmt.

Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: “Äthiopiens Regierung zerstört im Namen der ‘Entwicklung’ das Untere Omo-Tal und die Lebensgrundlage Zehntausender Indigener. Die menschlichen Kosten können nicht ignoriert werden. Es ist verantwortungs- und rücksichtslos eine solche Lebensader umzuleiten.”

Hinweis an die Redaktion:

Kenia hat kürzlich mit Äthiopien ein Abkommen abgeschlossen, um Strom von Äthiopiens Gibe III-Damm zu importieren.

Indigene Völker im Omo-Tal
Indigenes Volk

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