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Die Aborigines waren die ursprünglichen Bewohner*innen Australiens.
Die Invasion ihres Landes am Ende des 18. Jahrhunderts wurde für die Aborigines zu einer Katastrophe.
Auch heute noch, in einem der wohlhabendsten Länder der Welt, leiden sie an den Folgen. Krankheiten, Armut und Diskriminierung prägen ihre Gesellschaften.
Die Aborigines und die Torres Strait-Inselbewohner*innen sind die ursprünglichen Einwohner*innen Australiens. Archäolog*innen glauben, dass ihre Vorfahren dort schon vor 40-60.000 Jahren lebten. Die Aborigines selbst jedoch sehen die Wurzeln ihrer Existenz in der Traumzeit, einer Ära die längst vergangen war, als die Erde geformt wurde.
Mit Träumen meinen wir den Glauben, dass diese Wesen vor langer Zeit die menschliche Gesellschaft begannen – sie fertigten alle natürlichen Dinge und legten sie an einen besonderen Platz. Diese träumenden Wesen waren mit besonderen Orten oder Wegen und Pfaden verbunden. An vielen Stellen verwandelten sich diese Wesen selbst in Orte, in denen ihr Geist dann verblieb. Aborigines haben eine besondere Verbindung mit allem was natürlich ist. Aborigines sehen sich selbst als Teil der Natur … Es stimmt, dass Menschen, die zu einem bestimmten Gebiet gehören, wirklich Teil dieses Gebietes sind und dass, wenn dieses Gebiet zerstört wird, sie auch zerstört werden.
Heute gibt es ungefähr 500 verschiedene Aborigine-Völker in Australien, jedes mit einer eigenen Sprache und einem eigenen Gebiet. Jedes Volk besteht wiederum aus mehreren Clans.
Lebensweise
Für die Aborigines bildet ihr angestammtes Land das Zentrum ihres psychischen und spirituellen Überlebens. Die Invasion ihres Landes gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch europäische Siedler*innen hatte daher katastrophale Folgen für sie.
Wenn wir diese Bindung an das Land verlieren, wird nichts mehr übrig sein. Wir werden ausgelöscht sein. Wir existieren als Volk durch unser angestammtes Land. Das ist alles, was wir sind.
Vor der Kolonialisierung lebten die unterschiedlichen Aborigine-Völker in allen Teilen Australiens, die meisten jedoch an der Küste. Man glaubt, dass die Aborigines dort mit den Jahreszeiten zwischen Siedlungen an der Küste und Siedlungen an Flusszuläufen pendelten.
Es gibt Belege dafür, dass diese Gemeinschaften vorsichtig mit ihrer Umwelt umgingen, um eine ständige Verfügbarkeit von Nahrung zu sichern, indem sie beispielsweise wilde Jams in ihren Gärten anpflanzten und bewässerten oder künstliche Deiche bauten, um die Auswahl an Aalen zu vergrößern.
Die Aborigine-Völker im Landesinneren lebten als Jäger und Sammler. Indem sie das Gestrüpp verbrannten, förderten sie das Wachstum von Pflanzen, die von ihrem Jagdwild bevorzugt wurden. Sie waren auch Experten in der Wassersuche.
Heute lebt über die Hälfte der Aborigines in Städten, oft unter erschreckenden Bedingungen in den Randgebieten. Viele andere arbeiten in Viehzuchtbetrieben und auf Farmen, die inzwischen ihr angestammtes Land eingenommen haben.
Viele Aborigines, besonders in der nördlichen Hälfte des Kontinents, haben ihr Land behalten und leben als Jäger und Sammler vom „bush tucker", der Nahrung des Buschlandes.
Indigene Völker wie die Aborigines kümmern sich besser um ihre Umwelt als jeder andere. Erfahren Sie mehr über indigenen Naturschutz »
Welchen Problemen stehen sie heute gegenüber?
Seit ihrer Ankunft in Australien stahlen oder zerstörten die britischen Siedler*innen das Land der Aborigines. Bis 1992 betrachtete das britische und australische Recht die Gebiete der Aborigines als „terra nullius", was bedeutete, dass das Land bis zum britischen Eingriff angeblich unbewohnt war und daher rechtmäßig übernommen werden konnte.
Die meisten Gebiete stehen heute noch zur Rückgabe an die Aborigines aus und der Verlust ihres Landes hat noch immer verheerende physische und soziale Auswirkungen auf die Aborigine-Völker.
Das Vordringen der Brit*innen war auch verantwortlich für anfängliche Krankheitsausbrüche, wodurch Tausende Aborigines starben – viele weitere wurden von den Siedler*innen massakriert. 100 Jahre nach der ersten Besiedlung durch die Brit*innen hatte sich die Anzahl der Aborigines von ungefähr 1 Million auf nur 60.000 verringert.
Im 20. Jahrhundert wurden die oft ungestraften Tötungen von Aborigines abgelöst von einer Politik, bei der Aborigine-Kinder ihren Familien entrissen und an Familien weißer Siedler*innen oder an christliche Schulen gegeben wurden. Bekannt wurde diese Politik als die Zeit der Gestohlenen Generationen, durch die die Spuren der Kultur und der Sprache der Aborigine-Völker ausgerottet werden sollten.
Wir leben noch immer in Schmerz und Trauma.
Auch heute noch müssen Aborigines gegen Rassismus kämpfen und es kommt immer wieder zu gewaltsamen Angriffen, insbesondere auf Aborigines in Polizeigewahrsam. Ihre im allgemeinen schlechteren Lebensbedingungen tragen auch zu hoher Kindessterblichkeit und hohen Selbstmordraten bei. Aborigines haben eine deutlich geringere Lebenserwartung als der Rest der australischen Bevölkerung und unverhältnismäßig viele Aborigines verbüßen Haftstrafen.
In einer richtungsweisenden Entscheidung des Obersten Gerichts 1992, bekannt als Mabo-Fall, wurde das rassistische „terra nullius"-Prinzip gekippt, das bis dahin in Australien die rechtliche Grundlage für den Umgang mit Landansprüchen der Aborigines gewesen war. Im Mabo-Fall wurde zum ersten Mal anerkannt, dass die Aborigines auf große Teile des ländlichen Australiens einen indigenen Anspruch (Native Title) haben. Viele Aborigines-Gemeinden, beispielsweise die Martu im Westen Australiens, haben das Urteil seitdem genutzt, um die rechtliche Anerkennung ihres angestammten Gebietes zu erreichen. Viele andere Gemeinden sind jedoch an den rechtlichen Hürden gescheitert, die die Regierung in der Gesetzgebung für Landrechte vorsieht.
2007 verursachte ein Bericht über sexuellen Missbrauch und Gewalt in Aborigines-Gemeinden im australischen Northern Territory eine große Kontroverse. Die Regierung reagierte noch im gleichen Jahr mit der “Northern Territory National Emergency Response” (Nationaler Notfallplan für das Northern Territory). Einige der darin enthaltenen Maßnahmen, etwa die Aufhebung kommunaler Kontrolle der Aborigines über ihr Land und die Zwangsaneignung einiger Gemeinden, verursachten unter Aborigines viel Unmut.
Erfahren Sie mehr in Survivals Hintergrundbericht „Fortschritt kann töten“ » (PDF)
Wie hilft Survival?
Wir geben nicht auf, bis wir in einer Welt leben, in der indigene Völker wie die Aborigines als zeitgenössische Gesellschaften respektiert und ihre Menschenrechte geschützt werden.
Wir hoffen, dass ihr euren Kampf gewinnt … wir wissen wie es ist, wenn man um seine Rechte kämpft.
Wir arbeiten in Partnerschaft mit indigenen Völkern und geben ihnen eine Plattform, von der aus sie sich direkt an die internationale Öffentlichkeit wenden können.
Wir betreiben Bildungs- und Lobbyarbeit, forschen, führen Kampagnen und protestieren. Wir unterstützen beispielsweise die Bemühungen von Aborigines, Anerkennung ihres indigenen Landanspruches vor Gericht und im Parlament zu gewinnen oder halfen den Mirarr-Aborigines in Nordaustralien bei ihrem Kampf gegen ein Uranbergwerk auf ihrem heiligen Land.
Wir decken Verbrechen an indigenen Völkern auf, unterstützen rechtliche Vertretung und wir finanzieren medizinische und Selbsthilfe-Projekte. Survival hat beispielsweise Gelder für sogenannte „Heimatprojekte" beschafft, welche einigen Aborigine-Gemeinden die Rückkehr aus Städten zu ihrem ursprünglichen Land ermöglicht haben.
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