Peru: Indigenen-Organisationen prangern „Vernichtungskampagne“ gegen unkontaktierte Völker an

29 September 2025

Ein Maloca (Gemeinschaftshaus) ist auf einem kürzlich veröffentlichten Foto zu sehen, Peru, 2025. ©AIDESEP/Survival

Perus führende Indigenen-Organisationen haben die Regierungen der USA und Europas dazu aufgerufen, ihre finanzielle Unterstützung für die peruanische Forstwirtschaft auszusetzen. Hintergrund ist ein beispielloser Angriff auf die Rechte unkontaktierter indigener Völker im Land.

Die Organisationen haben Briefe an die Regierungen Deutschlands, des Vereinigten Königreichs, Norwegens und der USA, an die Deutsche Entwicklungsbank (KfW) sowie an die Weltbank geschickt. Darin fordern sie die sofortige Aussetzung sämtlicher klimabezogener Finanzhilfen an die peruanische Regierung und die Forstindustrie – bis die Behörden die Anerkennung der Rechte unkontaktierter indigener Völker wieder aufnehmen.

Zu den Unterzeichnenden gehören AIDESEP, die nationale Organisation der indigenen Völker Perus, sowie mehrere ihrer regionalen Mitgliedsorganisationen.

Neue Fotos zeigen Gemeinschaftshäuser von unkontaktierten Gemeinden aus der Luft, Südperu, 2025. ©AIDESEP/ Survival

In den vergangenen Wochen haben nationale und regionale Politiker*innen, die die Rechte unkontaktierter Völker infrage stellen, eine Reihe von Angriffen auf bestehende Schutzmechanismen gestartet:

  • Das geplante Schutzgebiet Yavari-Mirim für unkontaktierte Völker im Nordosten Perus, das seit 20 Jahren in Vorbereitung war, wurde in der letzten Genehmigungsphase blockiert. Wichtige Ministerien blieben der entscheidenden Abstimmung fern.
  • Ein neuer Gesetzentwurf sieht vor, alle bestehenden Schutzgebiete für unkontaktierte Völker alle sechs Monate zu „überprüfen“. Eine neu zu schaffende Kommission könnte die acht bestehenden Gebiete verkleinern oder ganz aufheben – ein Schritt, der das jahrzehntelang aufgebaute Schutzsystem praktisch zerstören würde.
  • Ein weiterer Gesetzesvorschlag würde sämtliche Schutzgebiete für Öl- und Gasförderung öffnen. In etwa 18 dieser Gebiete leben derzeit unkontaktierte indigene Menschen.
  • Der Abgeordnete Juan Carlos Celis Mori, einer der führenden indigenen-feindlichen Politiker*innen des Landes, hat die Existenz unkontaktierter Völker in der Provinz Loreto bestritten – obwohl ihre Anwesenheit dort seit Jahrzehnten umfassend dokumentiert ist.

AIDESEP veröffentlichte in Zusammenarbeit mit Survival International aktuelle Luftaufnahmen, die im Sommer dieses Jahres entstanden. Die Fotos zeigen Malocas (Gemeinschaftshäuser) unkontaktierter indigener Gruppen sowohl im Norden als auch im Süden Perus – ein weiterer Beleg für ihre weithin dokumentierte Existenz im gesamten Amazonasgebiet.

Julio Cusurichi (AIDESEP) sagte:
 „Wir fordern, dass diese verheerenden Gesetzesentwürfe nicht verabschiedet werden. Sie würden das Werk des Genozids an den unkontaktierten Völkern vollenden, das während des Kautschukbooms begann – einzig mit dem Ziel, diese Territorien ohne Hemmnisse auszubeuten und zu plündern und sich auf Kosten der Leben unserer verletzlichsten Mitmenschen zu bereichern.“

Caroline Pearce, Direktorin von Survival International sagte: „Was derzeit in Peru geschieht, ist ein beispielloser Angriff auf das Überleben unkontaktierter Völker. Sollten diese Maßnahmen verabschiedet werden, würden sie deren Zerstörung besiegeln – langsam, aber unausweichlich. Ihre Territorien, die für ihr Überleben essenziell sind, würden zugänglich gemacht, ausgebeutet und zerstört. Wir stehen an der Seite von AIDESEP und allen indigenen Organisationen, die sich entschlossen gegen diese genozidalen Vorhaben wehren.“


Anmerkung

Der Entwurf zum sogenannten „Vernichtungs-Gesetz“ trägt die Bezeichnung Proyecto de Ley 12215/2025-CR. 
Der Gesetzentwurf zur Öffnung aller Schutzgebiete für Öl- und Gasförderung trägt den Titel Proyecto de Ley N° 11822/2024-CR.

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