Neuer Bericht enthüllt verbreitete Misshandlungen, finanziert durch große Naturschutzorganisationen

27 September 2017

Der WWF arbeitet seit Jahrzehnten im Kongobecken – und unterstützt dabei Teams, die indigene Völker gewaltsam misshandeln. © WWF

Diese Seite wurde 2017 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Ein neuer Bericht von Survival International deckt verbreitete und systematische Menschenrechtsverletzungen durch Wildhüter im Kongobecken auf, die vom World Wildlife Fund (WWF) und anderen großen Naturschutzorganisationen finanziert werden.

Der Bericht schildert schwere Fälle von Misshandlungen durch Parkwächter in Kamerun, der Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik zwischen 1989 und heute. Finanziert und ausgerüstet werden die Wildhüter durch den WWF und die Wildlife Conservation Society (WCS), die Muttergesellschaft des Bronx-Zoo in New York.

Der Bericht führt mehr als 200 Fälle seit 1989 auf, zum Beispiel das Vergießen von heißem Wax auf ungeschützte Haut, Schläge und Verletzungen mit erhitzten Macheten-Klingen. Die im Bericht dokumentierten Misshandlungen zeigen vermutlich nur einen Bruchteil der tatsächlichen systematischen und wiederholten Gewalt, Schläge, Folter und Todesfälle.

Genau wie diese besonders grausamen Vorfälle dokumentiert der Bericht auch Formen von Gewalt, die Teil des täglichen Lebens vieler Menschen geworden sind, darunter Drohungen und die Zerstörung von Lebensmitteln, Werkzeugen und anderem Eigentum.

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht.

Wildhüter in Gabon, finanziert vom WWF. © WWF

Neben Survival haben in den letzten drei Jahrzehnten auch zahlreiche weitere unabhängige Expert*innen und Organisationen Besorgnis über die Misshandlungen geäußert. Darunter Greenpeace, Oxfam, UNICEF, Global Witness, Forest Peoples Programme sowie Wissenschaftler*innen vom University College London und den Universitäten Oxford, Durham und Kent.

WWF und WCS haben sogar Partnerschaften mit einigen Holzfirmen geschlossen, trotz Belegen, dass diese weder nachhaltig noch mit Zustimmung indigener Völker arbeiten, wie es internationales Recht und ihre eigenen Leitlinien vorschreiben.

Ein Bayaka-Mann berichtete: „Ein Wildhüter sagte mir, ich solle mich hinknien. Ich sagte: ‘Niemals, ich kann das nicht.’ Er sagte: ‘Wenn du nicht runter auf die Knie gehst, werde ich dich schlagen.’”

Eine Baka-Frau sagte: „Sie brachten mich mitten auf die Straße und fesselten meine Hände mit Gummiseilen. Sie fixierten meine Hände hinter meinem Rücken und schnitten mich mit Macheten.”

Survival hat Hunderte Misshandlungen dokumentiert und Aussagen von vielen Indigenen gesammelt. © Survival International

Eine Bayaka erklärte: „Sie traten mich am ganzen Körper … Ich hatte mein Baby bei mir. Es war erst drei Tage alt.”

Indigene Völker sind von ihrer Umwelt abhängig und verwalten diese seit Jahrtausenden. Ihr Land ist keine „Wildnis“. Es gibt Beweise dafür, dass sich indigene Völker so gut um ihre Umwelt kümmern wie niemand sonst.

Doch führende Naturschutzorganisationen wie der WWF arbeiten mit der Industrie und der Tourismusbranche zusammen und zerstören dabei die stärksten Verbündeten der Umwelt. Heute werden indigene Völker der „Wilderei“ bezichtigt, weil sie jagen, um ihre Familien zu ernähren. Ihnen drohen Festnahmen, Schläge, Folter und Tod, während bezahlte Großwildjagd gefördert wird.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Dieser schockierende Bericht zeigt erstmals und detailliert die Misshandlungen und Verfolgung, die ‘Naturschutz’ den indigenen Völkern im Kongo-Becken gebracht hat. Dies sind nur die dokumentierten Fälle. Es ist schwer sich vorzustellen, dass nicht viele weitere im Verborgenen liegen.”

„Die großen Naturschutzorganisationen sollten zugeben, dass ihr Aktivitäten in der Region katastrophal waren, sowohl für die Umwelt als auch für indigene Völker, die diese Wälder seit so langer Zeit gehütet haben. Die Unterstützer*innen von WWF und WCS könnten diese Organisationen fragen, warum sie diese Situation so lange zugelassen haben – und was sie tun werden, um dafür zu sorgen, dass sie ein Ende hat.”

„Pygmäen“ ist ein Sammelbegriff, der normalerweise unterschiedliche Jäger-und-Sammler-Völker aus dem Kongobecken und im zentralen Afrika bezeichnet. Auch wenn einige Indigene den Begriff als abschätzig ansehen und ihn vermeiden, nutzen ihn andere aus praktischen Gründen und als einfache Art, sich selbst zu beschreiben.

Völker im Kongo-Becken
Indigenes Volk

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