WWF trägt Mitschuld an Misshandlung Indigener in Kamerun

6 Oktober 2014

Baka im Südosten Kameruns werden von Anti-Wilderer-Einheiten, die vom WWF finanziert und unterstützt werden, schwer misshandelt. © Selcen Kucukustel/Atlas

Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, hat schwere Misshandlungen der Baka-„Pygmäen“ im Südosten Kameruns aufgedeckt, begangen durch Anti-Wilderer-Einheiten, die vom World Wide Fund for Nature (WWF) finanziert und unterstützt werden.

Die Baka werden unrechtmäßig im Namen des Naturschutzes von ihrem angestammten Land vertrieben, um darauf „Schutzgebiete“ – darunter auch Zonen für Jagdsafaris – zu errichten.

Statt die Hintermänner organisierter Wilderei ins Visier zu nehmen, verfolgen Wildhüter und Soldaten jedoch die Baka, die mit der Jagd ihre Familien ernähren.

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Wird den Baka und ihren Nachbarn „Wilderei“ vorgeworfen, müssen sie mit Haft, Schlägen und sogar Folter rechnen. Viele Baka berichten, dass Freunde und Verwandte in der Folge von Misshandlungen gestorben sind.

Kameruns Ministerium für Wälder und Fauna, das die Wildhüter beschäftigt, erhält Gelder vom WWF. Der WWF stellt den Einheiten zudem technische, logistische und materielle Unterstützung zur Verfügung. Ohne diese Unterstützung wären die Anti-Wilderer-Einheiten nicht handlungsfähig.

UN-Standards verlangen vom WWF nachteilige Effekte auf die Menschenrechte, die direkt mit seiner Tätigkeit zu tun haben, zu verhindern oder zu mildern, auch wenn er diese nicht begangen hat. Doch der Gigant der Naturschutz-Industrie scheint nicht bereit dies anzuerkennen. Trotz Belege dafür, dass die Anti-Wilderer-Einheiten die Rechte der Baka massiv verletzten, stellt der WWF weiterhin seine wichtige Unterstützung bereit.

Viele Baka klagen nach dem Verlust ihres Landes und seiner Ressourcen über eine ernste Verschlechterung ihrer Gesundheit und einer Häufung von Krankheiten wie Malaria und HIV/AIDS. Sie fürchten sich zudem davor in den Wald zu gehen, der für Generationen ihre Lebensgrundlage war.

Die Baka haben nun Angst davor in den Wald zu gehen, der ihre Lebensgrundlage war. © Survival International

Ein Baka-Mann sagte gegenüber Survival International: „Der Wald gehörte einst den Baka, aber nun nicht mehr. Wir gingen den Jahreszeiten entsprechend in den Wald, aber nun trauen wir uns nicht einmal mehr hinter unsere Häuser zu gehen. Wie können uns Forstbeamte verbieten in den Wald zu gehen? Wir wissen nicht, wie wir sonst leben sollen. Sie schlagen und töten uns und zwingen uns dazu in den Kongo zu fliehen.“

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Indigene Völker sind die besten Naturschützer und Hüter der natürlichen Welt. Sie wissen mehr über ihr Land und was dort passiert als sonst jemand. Wenn Naturschutz funktionieren soll, müssen Organisationen wie der WWF internationales Recht anerkennen, die Landrechte indigener Völker schützen und sie fragen, welche Hilfe sie benötigen, um ihre Gebiete zu verteidigen. Sie müssen zuhören und dann bereit sein, indigene Völker nach Kräften zu unterstützen. Ein grundsätzliches Umdenken im Naturschutz ist heute dringend nötig.

UPDATE (16.10.2014): Die Fakten hinter den Schlagzeilen »

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Hinweise an die Redaktion:

- „Pygmäen“ ist ein Sammelbegriff, der für unterschiedliche Jäger und Sammler-Völker und ehemalige Jäger und Sammler-Völker aus dem Kongobecken genutzt wird. Der Ausdruck gilt als abwertend und wird von manchen gemieden, andere nutzen ihn. Mehr dazu hier.

- Survival hat einen Antrag bei der Nationalen Menschenrechtskommission in Kamerun auf Untersuchung der Misshandlungen gestellt.

- Viele Baka (wie die Frau im Video) sprechen von den Anti-Wilderer-Einheiten nur als „dobi-dobi“ (WWF), weil sie nicht zwischen dem WWF und dem Ministerium für Wälder und Fauna unterscheiden.

- Besuchen Sie Survivals „Eure Wildnis, Unser Zuhause“-Kampagne, um weitere Beispiele indigener Völker, die für den Naturschutz vertrieben wurden, zu lesen.

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