Kayapó bereit großes Dammprojekt zu bekämpfen

27 April 2006

Diese Seite wurde 2006 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Kayapó bereit großes Dammprojekt zu bekämpfen

Kayapó dancenullDie Megegokre Kayapó Indianer haben geschworen, gegen den Bau von fünf Dämmen am Xingu Fluss im Amazonas vorzugehen. Zweihundert Kayapó trafen sich kürzlich, um über die Dämme zu diskutieren. Die Kayapó befürchten, dass die Dämme einen verheerenden Einfluss auf die Umwelt haben werden und dass weite Teile ihres Landes überflutet werden.

Viele Kayapó äußerten ihre Sorge und ihren Ärger darüber, dass die brasilianische Regierung und die Elektrizitätsfirma Eletronorte nicht offen über das Projekt waren. Sollte das Projekt realisiert werden, habe man sich über die brasilianische Verfassung hinweggesetzt, da die Gemeinden, die von dem Projekt betroffen wären, nicht konsultiert wurden.

1989 hatten die Kayapó ein großes Treffen in Altamira organisiert, um gegen ein ähnliches Dammprojekt zu protestieren. Sie haben damals den Dammbau erfolgreich gestoppt, indem sie die weltweite Aufmerksamkeit der Medien erregten und weitreichende internationale Unterstützung mobilisierten.

Nun, da sie vor einer ähnlichen Situation stehen, bauen die Kayapó lokale und regionale Netzwerke auf. Der Organisator des Treffens, Megaron Txukarramãe, sagte: "Wir rufen alle Bewohner des Xingu Tales auf, sich der großen Demonstration in Altamira gegen den Belo Monte Damm und die anderen Dämme, die Eletronorte im ganzen Tal bauen will, anzuschließen und sich für den Schutz and die Entwicklung unserer eigenen produktiven Kräfte, unserer Kulturen und Gemeinschaften einzusetzen".

Untenstehend ein Bericht über das Treffen

DEKLARATION DES TREFFENS DER MEBEGOKRE KAYAPÓ IN PIARAÇU, MATO GROSSO, 28. März – 1. April 2006

Kayapó representatives 200 Repräsentanten von 19 der 21 Gemeinden des Mebegokre (Kayapó)Volkes trafen sich vom 28. März bis zum 1. April 2006 für fünf Tage in dem Dorf Piaraçu. Das Hauptthema der Diskussion war das Projekt der brasilianischen Regierung, den Belo Monte Damm und vier weitere Wasserkraftdämme am Xingu Fluss und seinem Hauptzufluss, dem Irirí, zu bauen.

Die Teilnehmer des Treffens waren geschlossen gegen den Bau dieser Dämme und behaupteten, dass die Auswirkungen auf das Ökosystem katastrophal wären und weite Teile indigenen Territoriums überflutet werden würden. Viele Sprecher leiteten ihre Beiträge mit Kriegsliedern ein und warnten, dass die Regierung einen Krieg mit den Kayapó riskiere, wenn der Bau des Belo Monte weitergehe. Des weiteren wurde das Versäumnis von Eletronorte und Präsident Lula da Silva angeprangert, das wahre Ausmaß der Pläne nicht zu veröffentlichen und das Projekt der Öffentlichkeit so vorzustellen, als handele es sich ausschließlich um einen Belo Monte Damm, während das gesamte Projekt tatsächlich fünf große Dämme umfasst.

Ein Punkt, der von Sprechern immer wieder betont wurde, war dass Eletronorte und Präsident Lula nationales Recht verletzt haben, indem sie nicht zu den Kayapó Gemeinden und anderen regionalen Völkern gegangen sind, um die Details ihrer Pläne offen zu besprechen, oder den Kayapó zu erlauben, das Projekt im Nationalkongress zu diskutieren. Nationales Recht sieht vor, dass jedes Entwicklungsprojekt, das potentiell negative Auswirkungen auf indigene Gemeinden haben kann mit den Gemeinden diskutiert werden sollte und dass diese Gemeinden die Möglichkeit haben müssen, das jeweilige Projekt im Nationalkongress zu diskutieren.  

Kayapó Kriegstanz

Zusätzlich zu ihrer kompromisslosen Opposition gegenüber den Dämmen verurteilten die Repräsentanten der Gemeinden am Xingú auch die zunehmende Verunreinigung des Flusses durch landwirtschaftliche Aktivitäten wie den Massenanbau von Soja und intensive Rinderzucht in unmittelbarer Nähe des Flusses. Sie forderten, dass der Staat diese Aktivitäten reguliert,
um die Zerstörung des Ökosystems des Flusses zu stoppen.

Ein zweites Hauptthema der Diskussion war die Unsicherheit der Grenzen der Territorien, die bereits rechtlich vom Staat als Kayapó Reservate anerkannt wurden. Invasionen in Kayapó Gebiete verzeichnen zur Zeit ein Allzeithoch und nach Angaben vieler Sprecher ergreift FUNAI keine effektiven Maßnahmen gegenüber dieser Krise.

Während eine angemessene Reaktion der zuständigen Regierungsorgane wie FUNAI, dem Justizministerium und der Bundes- und Staatspolizei gefordert wurde, berichteten die Repräsentanten auch von Maßnahmen, die sie selber ergreifen, um dem Problem entgegenzutreten. Die wichtigste dieser Maßnahmen ist der Aufbau von Grenzposten entlang der Grenzen einiger Kayapó Reservate. Jede Gemeinde hat die Verantwortung für einen Sektor der Grenze entlang ihres Reservatsgebietes übernommen. Um ihrer Verantwortung nachzukommen haben die Gemeinden Grenzposten an strategisch wichtigen Punkten aufgestellt und Gemeindemitglieder damit beauftragt, dort Wache zu stehen und zu patrouillieren. Nach Angaben der Sprecher bei dem Treffen gibt es nun mehr als sechzig dieser Posten mit je einem Mann, der als Kommandant autorisiert ist.

Das dritte Hauptthema des Treffens war die Werbung für Projekte zur gemeinschaftlichen Produktion von Waldprodukten. Durch diese Projekte wird versucht, unnachhaltige Aktivitäten wie Holzfällung und Goldgewinnung durch nachhaltige Produktion als Einkommensquelle für Gemeinden zu nutzen. Die Motivation für diese Projekte fußt zum Teil auf dem Bewusstsein, wie wichtig der Schutz der natürlichen Umwelt durch nachhaltige Produktionsprozesse ist, und zum Teil auf der Erkenntnis, dass dringend Foki der Beschäftigung und Nutzung von Waldressourcen entlang der bedrohten Grenze geschaffen werden müssen.

Kayapó war danceDie neuen Wachposten erfüllen somit eine Doppelrolle als Zentren für die Nutzung von Waldressourcen wie Paranüssen (sowohl in unbehandelter Form als auch in Form von Öl, dass von Maschinen gepresst wird, die nun in vier Dörfern installiert wurden), Cupuaçú, Copaiba, Baumharz, Bacaba, Kakao, Genipapo, Jaborandí und Honig (dies unterstützt von einem sehr guten FUNAI Projekt). Einige Dörfer produzieren außerdem allgemein übliche  landwirtschaftliche Produkte wie Reis, Bohnen, Maniok und Bananen für regionale Märkte. Diese Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass sich die Situation generell gegen Verträge mit brasilianischen Minen- und Holzfirmen gewendet hat, die in den achtziger und neunziger Jahren eine Hauptrolle in der Wirtschaft der Kayapó gespielt haben. Es gibt heute nur noch eine handvoll kleinerer Ausnahmen in Untergruppen einiger Gemeinden.

In den Worten des Organisators des Treffens, Megaron Txukarramãe: „Wir Mebegokre Kayapó sind uns der Probleme bewusst, die das Leben unserer Gemeinden im Xingú Tal und das anderer Völker, die auch im Tal leben, bedrohen, sowohl indigen als auch brasilianisch. Die Lösung dieser Probleme, und damit der effektive Schutz unseres Flusses und unserer Wälder, bildet Teil eines gemeinsamen Kampfes, den wir mit allen Völkern des Xingú Tales teilen.

Vor achtzehn Monaten haben wir uns mit den anderen indigenen Völkern des Oberen, Mittleren und Unteren Xingú in Piaraçu getroffen, um eine gemeinsame Front gegen diese Bedrohungen aufzubauen. Nun, nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Treffens all unserer eigenen Gemeinden, treten wir in eine neue Phase unseres Kampfes, in der wir andere Organisationen brasilianischer Siedler des Unteren Xingú und aus Transamazonien ansprechen, um eine Allianz aller Völker des Tales des Xingú zu bilden und unseren Fluss vor den Dämmen, der Verschmutzung und allen möglichen zerstörerischen Entwicklungen zu schützen und für alternative Produktionsformen zu werben, die auf der Produktionskraft lokaler Gemeinden unter Nutzung nachhaltiger Ressourcen basieren.

Wir rufen alle Bewohner des Xingú Tales auf, sich uns in der großen Demonstration in Altamira anzuschließen und gegen den Belo Monte und die anderen Dämme zu protestieren, die Eletronorte im gesamten Tal bauen will, und sich für den Schutz und die Entwicklung unserer eigenen Produktionskräfte, unserer Kulturen und Gemeinden einzusetzen".

Colider, Mato Grosso, Brasilien, 4. April 2006

Die Kosten für den Transport und die Unterbringung wahrend des Treffens wurden von Conservation International, der Wild Foundation, der Moore Foundation und dem brasilianischen Nationalfond für Indianer (FUNAI) getragen.

Text vorbereitet von Terence Turner, Megaron Txukarramãe und Luis Carlos Sampaio. Übersetzung aus dem portugiesischen Original, ‘Declaração da Reunião do
Povo Mebengokre Kayapó, Piaraçu, MT, 28 Março a 01 Abril de 2006', von Terence Turner.

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