Botswanas Regierung beleidigt erneut indigene „Buschleute“

10 November 2010

Minister sagt, die Gana und Gwi leben „im tiefsten Mittelalter“. © Survival International

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Botswanas Umwelt- und Tourismusminister hat sich in einem Interview herablassend über die indigenen Gana und Gwi „Buschleute” der Kalahari geäußert.

Minister Kitso Mokaila sagte gegenüber der BBC : „Ich glaube kaum, dass Sie ihresgleichen zusehen wollen würden, wie sie aus freier Wahl im finsteren Mittelalter am Ende der Welt leben, während Sie wissen, dass die Welt sich weiter entwickelt hat und so technologisch geworden ist.“

Mokailas jüngste Bemerkungen folgen einer Reihe von vorherigen Beleidigungen der Gana und Gwi durch Regierungsmitglieder, und sind Ausdruck eines tief verwurzelten Rassismus in Botswana gegenüber den Indigenen.

Der Präsident Botswanas, Ian Khama, hatte 2008 in einer Rede an die Nation einen ähnlichen Kommentar gemacht, als er den Lebensstil der Gana und Gwi als „archaische Fantasie“ beschrieb. Im vergangen Jahr wurde eine Frau aus Südafrika festgenommen, nachdem sie behauptet hatte, dass Khama „wie ein Buschmann“ aussähe.

Khama sitzt im Vorstand der Naturschutzorganisation Conservation International und hat den Gana und Gwi untersagt, einen Brunnen zu nutzen, von dem sie für ihre Wasserversorgung abhängen. Gleichzeitig hat seine Regierung neue Brunnen ausschließlich für Wildtiere gebohrt und dem Reiseanbieter Wilderness Safaris genehmigt, ein luxuriöses Touristencamp auf dem Land der Indigenen zu errichten. Die Regierung verhandelt zudem momentan mit dem Unternehmen Gem Diamonds über den Bau einer Diamantenmine auf dem Land der Gana und Gwi.

Khamas Vorgänger, Festus Mogae, behauptete 1996, die Gana und Gwi seien „Steinzeitkreaturen, die sich anpassen müssen oder aussterben werden, wie der Dodo.“ Die Äußerungen folgten der Vertreibung der Gana und Gwi von ihrem angestammten Land im Central Kalahari Game Reserve durch die Regierung; weitere Vertreibungen in 2002 wurden vom Obersten Gerichtshof als illegal und verfassungswidrig verurteilt.

General Mompati Sebogodi Merafhe, damals Botswanas Außenminister und heute Vizepräsident, fragte im Jahr 2002 warum die Buschleute „weiterhin mit Flora und Fauna leben müssen,” wenn es doch „bessere Dinge im Leben zu genießen gibt, wie etwa Cadillac zu fahren.”

„Manchmal vergleiche ich [den Fall der Buschleute] mit dem der Elefanten. Wir hatten früher das gleiche Problem als wir die Elefanten ausmerzen wollten und die Menschen dagegen waren,“ sagte Margaret Nasha 2002, gegenwärtig Ministerin für öffentliche Dienste.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Mokailas Bemerkungen haben den Beigeschmack der kolonialen Vergangenheit. Sie zeigen, dass die Regierung immer noch die gleichen rassistischen Vorurteile hat wie in 2002, als sie die Gana und Gwi von ihrem Land vertrieb. Die Indigenen verdienen Respekt für ihre Art zu leben – genau wie jeder andere Mensch. Wenn überhaupt jemand „im tiefen Mittelalter lebt,” dann ist es die Regierung Botswanas.”

Mokailas Kommentar fällt mit einem Boykottaufruf gegen Botswanas Tourismus- und Diamantenindustrie zusammen, den Survival kürzlich aus Protest gegen die Behandlung der Gana und Gwi gestartet hat.

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