Südamerikas Indianer erhalten Urheberrecht für Kartoffel

1 April 2011

Die Quechua bauten als Erste bereits vor 3.000
Jahren Kartoffeln an. © H Mason/ Survival

Diese Seite wurde 2011 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Viele Menschen fragen: “Was können indigene Völker dem Rest der Welt beibringen?” Viele wissen nicht, dass die Welt indigenen Völkern bereits heute einige ihrer wichtigsten Nahrungsmittel verdankt, die Milliarden Menschen ernähren und besonders in ärmeren Ländern unzählige Leben gerettet haben.

Der Zweck von Survivals Aprilscherz 2011 bestand darin, Menschen aufzurütteln und sie so an diese wichtige Tatsache zu erinnern, die jungen Menschen oft nicht beigebracht oder von Medien vernachlässigt wird.

Indigene Völker waren nicht unbedingt an der Entwicklung moderner, maschinenbetriebener Technologie beteiligt. Aber sie haben die meisten der Grundnahrungsmittel der Welt kultiviert. Wenn sie dürfen, wählen sie meist heute noch einen anderen Lebensweg als den der industrialisierten Gesellschaft. Das bedeutet nicht, dass sie “rückständig” oder “primitiv” sind. Sie sind wichtige Bestandteile der menschlichen Vielfalt. Und dennoch werden sie mit Verachtung behandelt, werden ihre Rechte verletzt und wird ihnen ihr Leben und ihre Art zu Leben versagt.

Survival versucht dies zu ändern und ein Aprilscherz ist nur eines von vielen Werkzeugen, um dies zu tun.

Das UN-Tribunal für Geistiges Eigentum hat heute entschieden, dass Südamerikas Indianer einen Gewinnanteil des weltweiten Kartoffelumsatzes erhalten sollen, „in Anerkennung der Tatsache, dass die Kartoffel, wie wir sie heute kennen, von indigenen Menschen kultiviert wurde.“ Der Anteil soll 1% des jährlichen Umsatzes betragen.

Dr. Desiree Dauphine, Leiterin des UN-Tribunals, erklärte, dass indigene Völker in Peru bereits zwischen 3.000 und 2.000 v. Chr. Kartoffeln anbauten. „Wir tun das Richtige, wenn wir die Verdienste der indigenen Bevölkerung als Kultivatoren der weltweit viertwichtigsten Anbaupflanze und ihren Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung anerkennen,“ sagte Dauphine heute.

„Wir werden nicht mehr zulassen, dass indigene Menschen wie heisse Kartoffeln fallen gelassen werden, und halten unsere Augen nach weiteren Nahrungsmittel offen, die von indigenen Völkern entwickelt wurden.“

Kartoffeln sind die weltweit viertwichtigste
Anbaupflanze. © Survival

Die South American Native Tribes Executive (Sante) hatte den Fall vor das Tribunal gebracht, und feiert nun die Entscheidung als einen „großen Erfolg“. Santes Präsident Jorge Papas sagte: „Dies ist ein großer Sieg für Sante und für indigene Völker weltweit. Mit dem Gewinn, den wir von den Kartoffeln erhalten, werden wir einiges Land zurückkaufen können, das uns von abgebrühten Viehzüchtern, Holzfällern und Ölunternehmen genommen wurde.“

Die jährlichen Einnahmen für Sante könnten sich auf rund $200 Millionen belaufen, eine Summe, mit der ein Großteil des Landes zurückgekauft werden könnte, der derzeit von einem Auflauf von Unternehmen im Amazonasgebiet eingenommen wird.

Der Landkauf könnte dazu führen, dass Unternehmen wie Repsol-YPF und das Viehzuchtunternehmen Yaguarete Pora sich in ihrer Existemz bedroht fühlen. Ein Teil des Umsatzes wird jedoch zur Seite gelegt, um ein Handbuch für den Kartoffelanbau, sowie ein Rezeptbuch zu produzieren, welches den Unternehmern im Amazonasgebeit helfen soll, selbstständig zu überleben.

Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: „Wir sind über Dr. Dauphines Entscheidung sehr erfreut. Sie erkennt den Verdienst indigener Völker an, ein Nahrungsmittel zu kultivieren, auf welches so viele Menschen angewiesen sind. Wir möchten auch alle darauf hinweisen, dass die Unternehmen im Amazonasgebiet nicht zurückgelassen werden. Obwohl ihr Lebensunterhalt nicht mehr auf der Zerstörung des Amazonas basieren kann, werden sie nun Kartoffeln anbauen können.“

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