Brasilien: Morddrohungen gegen bekannten Amazonas-Indigenen

29 Juli 2014

Yanomami-Schamane und Sprecher Davi Kopenawa, der den Kampf seines Volkes für sein angestammtes Land angeführt hat, hat mehrere Todesdrohungen von bewaffneten Männern erhalten. © Fiona Watson/Survival

Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Davi Kopenawa, Schamane und international geachteter Sprecher der Yanomami aus dem brasilianischen Regenwald, hat dringend polizeiliche Schutzmaßnahmen erbeten, nachdem er mehrere Todesdrohungen erhalten hat. Die bewaffneten Männer, die Kopenawa bedrohten, wurden Berichten zufolge von illegalen Goldschürfern angeheuert, die im Gebiet der Yanomami tätig sind.

Im Juni 2014 überfielen Bewaffnete in Boa Vista das Büro der brasilianischen Organisation ISA, die eng mit den Yanomami arbeitet, und fragten nach Davi Kopenawa. Die Männer bedrohten die ISA-Mitarbeiter mit Waffen und stahlen Computer und andere Ausrüstung. Einer der Männer wurde nach dem Überfall festgenommen und erklärte, von Goldsuchern beauftragt worden zu sein.

Im Mai erhielt die Yanomami-Organisation Hutukara – die von Davi Kopenawa geleitet wird – eine Nachricht von Goldgräbern, dass Davi bis zum Ende dieses Jahres nicht mehr am Leben sein würde.

Davi erklärte: “Sie wollen mich töten. Ich mache nicht, was die weißen Menschen tun, die jemanden verfolgen um ihn zu töten. Ich stehe ihrer Arbeit nicht im Wege. Aber sie stellen sich unserer Arbeit und unserem Kampf in den Weg. Ich werde weiter kämpfen und für mein Volk arbeiten. Denn die Yanomami und ihr Land zu verteidigen ist meine Arbeit.”

Seit dem Überfall herrscht in den Büros von Hutukara und ISA Angst. Männer auf Motorrädern schüchtern immer wieder Mitarbeiter ein und fragen nach Davis Aufenthaltsort.

Illegale Goldschürfer im Yanomami-Gebiet verschmutzen die Umwelt, auf die die Yanomami für ihr Überleben direkt angewiesen sind. © Colin Jones/Survival

In Zusammenarbeit mit Hutukara hatte die brasilianische Regierung im Februar 2014 eine große Operation gegen illegale Goldgräber durchgeführt, bei der Hunderte Goldsucher das Gebiet verlassen mussten und ihre Anlagen zerstört wurden.

Davi, auch bekannt als “Dalai Lama des Regenwaldes”, steht seit über 30 Jahren an vorderster Front des Kampfes der Yanomami für den Schutz ihres angestammten Landes. Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, unterstützte in Brasilien den erfolgreichen Kampf der Yanomami für die Demarkierung ihres Territoriums, nachdem eine Invasion von Goldsuchern in den 1980er Jahren zum Tode Tausender Yanomami geführt hatte.

Davi hat wiederholt andere Länder besucht, um ein Ende der Zerstörung des Amazonsregenwaldes zu fordern. Er sprach auch vor den Vereinten Nationen und erhielt unter anderem den Global 500 Award für seinen Kampf zur Rettung der Umwelt.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte heute: “Im Amazonas bedeutet der Rechtsstaat nichts. Das Gebiet ist so wild und gewaltsam wie der Amerikanische Westen es einst war. Jeder, der dieser aggressiven Kolonialisierung im Weg steht, riskiert kaltblütig ermordet zu werden. Dies sind keine leeren Drohungen – indigene Aktivisten werden immer wieder für ihren Widerstand gegen die Zerstörung ihres Landes ermordet. Das Leben von Davi ist in ernster Gefahr. Die Hintermänner der Drohungen und Angriffe müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Behörden müssen jetzt handeln, um den Mord an einem weiteren Unschuldigen zu verhindern.”

Hinweis an die Redaktion:
- Die brasilianische Organisation CIMI berichtete im Juli 2014, dass in Brasilien in den letzten 11 Jahren über 600 Indigene ermordet wurden. Die Organisation Global Witness gibt an, dass fast die Hälfte aller Morde an Umweltaktivisten zwischen 2002 und 2013 in Brasilien begangen wurden.
- Lesen Sie hier eine Erklärung von Hutukara (PDF, 98KB, Portugiesisch).
- Für Fotos und Video-Material von Davi Kopenawas kürzlichem Besuch in Survivals US-Büro, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

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