Brasilien: Yanomami erhalten nach fast 50 Jahren Blutproben zurück

13 April 2015

Davi Kopenawa und andere Yanomami setzen die kürzlich zurückerhaltenden Blutproben bei, April 2015. © Estêvão Benfica – ISA

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Tausende Blutproben der Yanomami, die Wissenschaftler in den 1960er Jahren gesammelt und ohne Einverständnis der Indigenen in wissenschaftlichen Einrichtungen in den USA aufbewahrt hatten, wurden nun an das indigene Volk zurückgegeben. Die Yanomami hatten seit über einem Jahrzehnt für die Rückgabe gekämpft.

Die 2.693 Blutproben wurden von den Yanomami während einer besonderen Beerdigungszeremonie bestattet. Mehrere Schamanen der Yanomami-Gemeinden, aus denen viele der Proben entwendet wurden, leiteten die Zeremonie.

Nur 15 Yanomami, deren Blutproben Ende der 60er Jahre genommen wurden, konnten noch an dem Ritual teilnehmen. Für die inzwischen verstorbenen Yanomami führten die Schamanen Beerdigungsriten durch.

US-Wissenschaftler, die Blutproben sehr abgeschieden lebender Gemeinden sammeln wollten, hatten bei Yanomami in Brasilien und Venezuela ohne deren informierte Zustimmung Proben genommen. Erst Jahre später fanden die Yanomami heraus, dass die Blutproben in wissenschaftlichen Einrichtungen gelagert wurden. Dies stellt eine Verletzung ihres Glaubens und ihrer Bestattungsbräuche dar, bei denen Verstorbene eingeäschert und ihre Besitztümer zerstört werden.

Der umstrittene US-Anthropologe Napoleon Chagnon hatte die Forscher unterstützt und den Austausch von Gütern wie Macheten und Kochtöpfen für das Blut arrangiert. Chagnon wurde wiederholt wegen seiner Darstellung der Yanomami als „kämpferisches“ Volk im „Zustand ständigen Krieges“ kritisiert.

Ebenfalls ohne die Zustimmung der Yanomami gewannen einige der Einrichtungen in den 1990er Jahren DNA aus den Blutproben.

Davi Kopenawa, Sprecher der Yanomami, sagte: „Diese Amerikaner stahlen unser Blut. Sie sagten nichts in unserer Sprache über die Tests, die sie damit machen würden. Niemand wusste, dass sie unser Blut für Forschungszwecke nutzen wollten.“

„Niemand dachte daran, dass das Blut in Kühlschränken gelagert werden würde – als ob es Essen wäre! Ich erfuhr erst 2000, dass man das Blut lagerte und daran forschte …. Dann erinnerten sich die alten Menschen, dass unser Blut genommen worden war. Jeder war sehr traurig darüber, dass unser Blut und das Blut unserer verstorbenen Verwandten noch immer gelagert wurde.“

Die Blutproben wurden von der Pennsylvania State University, der University of Michigan, Emory University, dem National Cancer Institute und der University of Illinois gelagert. Die kürzlich zurückgegeben Proben stammten von der Pennsylvania State University.

Weitere Informationen (in Portugiesisch) und Fotos finden Sie auf der Webseite der Organisation ISA

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