Bekannter kenianischer Naturschützer zu Unrecht der „Wilderei“ beschuldigt

22 Juli 2020

Dr. Mordecai Ogada besuchte im November 2019 Deutschland, wo er auf mehreren Veranstaltungen und bei politischen Gesprächen über kolonialen Naturschutz sprach. © Mordecai Ogada

Diese Seite wurde 2020 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Der bekannte kenianische Naturschützer und Berater von Survival International, Dr. Mordecai Ogada, wurde von bewaffneten Wachleuten bedroht und zu Unrecht der “Wilderei” beschuldigt.

Am Samstag, dem 18. Juli, fuhr Dr. Ogada mit seinen Kindern auf einer öffentlichen Straße nordwestlich der Stadt Nanyuki, in der Nähe des Mount Kenya. Sie hatten angehalten, um die Tiere in der näheren Umgebung zu betrachten, als sich ihnen ein bewaffneter Wachmann des benachbarten „Schutzgebiets“: Ol Jogi in einem Fahrzeug näherte. Die Wache sagte ihnen, dass sie weiterfahren sollten und dass es verboten sei, Fotos zu machen. Ogada weigerte sich, worauf der Wachmann über Funk Verstärkung anforderte. Er richtete sein Gewehr direkt auf Ogada und die Kinder: „Wilderer sind Menschen wie du.“ Schon bald traf ein weiteres Fahrzeug mit bewaffneten Wachleuten ein. Ogada forderte sie auf zu schießen, bevor er wegfuhr.

Das involvierte Fahrzeug. © Mordecai Ogada/Survival

Dr. Ogada, ein Autor und Universitätsdozent, hat eine formelle Beschwerde beim kenianischen Ministerium für Tourismus und Wildtiere eingereicht, welches eine Untersuchung des Vorfalls forderte.

Ol Jogi ist eines von fast 60 privaten „Conservancies“ in Kenia. Es befindet sich auf Land, das von Hirten der Massai und Samburu genutzt wird. Ein Großteil des Gebiets um Nanyuki wurde den einheimischen Hirten weggenommen und 1920, als Kenia britische Kolonie wurde, den Siedlern zur Verfügung gestellt. In den 1990er Jahren, als sich die Landwirtschaft als immer unergiebiger erwies, wurden viele dieser Farmen mit Unterstützung der US-amerikanischen NGO The Nature Conservancy in „Schutzgebiete“ umgewandelt.

Wie Ol Jogi sind viele dieser „Schutzgebiete” mit Luxusunterkünften und Landebahnen bebaut, um Urlaubsgäste direkt vom internationalen Flughafen aus Nairobi einfliegen zu lassen. Für den Mindestaufenthalt zahlen Kunden 34.200 Dollar, um ein (oft fabriziertes) Bild des “wilden Afrikas” gezeigt zu bekommen. Viele der Tiere dort, darunter die Nashörner, sind aus anderen Gebieten, wie Südafrika, umgesiedelt worden. Ol Jogi wird von der NGO Save the Rhino International unterstützt.

Ol Jogi, in Laikipia, Kenia, bewirbt sein privates „Schutzgebiet“ als ein Abbild des „wilden Afrikas“, welches in Wahrheit zumindest teilweise fabriziert ist. © Ol Jogi

Ol Jogi war im Besitz des französischen Milliardärs und Großwildjägers Alec Wildenstein, der 2008 verstarb. Die Familie wurde zehn Jahre später in Frankreich von Steuerbetrug und Geldwäsche freigesprochen. Das Anwesen ist heute im Besitz seines Sohnes Alec Jr.

Der einzige afrikanische Stützpunkt der britischen Armee ist 20 Meilen entfernt. Die Armee bildet Parkwachen für den Einsatz in der „Anti-Wilderer“-Arbeit aus. Als er Außenminister war, besuchte Boris Johnson den Stützpunkt im März 2017. Die Blockhütte, in der Prinz William Kate einen Heiratsantrag machte, liegt etwa 40 Meilen von Ol Jogi entfernt.

Auf einem 60.000 Hektar großen privaten Wildschutzgebiet in Laikipia, Kenia, befinden sich die Luxusunterkünfte von Ol Jogi. © Ol Jogi

Stephen Corry, Direktor von Survival, der den Ort des Vorfalls kennt, sagte: „Viele so genannte ‘Conservancies’ sind Lehnsgüter für die Ultrareichen, die als Naturschutzgebiete getarnt sind. Sie sind nur die jüngsten Manifestationen eines Ökofaschismus, der seit einem Jahrhundert im Zentrum des kolonialen Naturschutzes in Afrika steht. Viele so genannte ‘Wilderer’ sind nur Einheimische, die ihren legitimen Beschäftigungen nachgehen. In einigen Gebieten sammeln sie möglicherweise pflanzliche Arzneimittel oder jagen, um ihre Familien zu ernähren. In Zentralkenia sind sie wahrscheinlich Viehzüchter, die versuchen, ihre traditionellen Weideflächen und Routen zu den Märkten zu nutzen.

Die Bedrohung von Mordecai Ogada offenbart einen Skandal, der aufgedeckt werden muss, insbesondere jetzt, da die großen Naturschutz-NGOs 30% der Erde in ‘Schutzgebiete’ verwandeln wollen. Dieser Plan wird zu weiterem Landraub und weiterer Militarisierung führen und Hunderte von Millionen Menschen verarmen lassen. Das wird einen solchen Zorn erregen, dass es zum Ende des Naturschutzes in Afrika führen wird.“

Teilen