Südamerika: Indigene Gruppen fordern gemeinsam Schutz für unkontaktiertes Volk

22 Februar 2022

© Earthsight

- Organisationen, die Hunderttausende Angehörige indigener Völker in Südamerika vertreten, rufen öffentlich zum Handeln auf

- Das Schicksal eines unkontaktierten Volkes steht auf Messers Schneide: Wird es überleben oder ausgerottet?

- Die Regierung Paraguays hat jahrelang tatenlos zugesehen, wie illegale Abholzung das Gebiet der unkontaktierten Gruppe bedroht

- Interamerikanische Menschenrechtskommission und Vereinte Nationen werden dringlich um Intervention gebeten

Führende indigene Organisationen aus ganz Südamerika haben in einem beispiellosen öffentlichen Appell zum Handeln aufgerufen, um den Völkermord an einem der am stärksten bedrohten unkontaktierten Völker der Erde zu verhindern.

Die unkontaktierten Mitglieder des indigenen Ayoreo-Volkes in Paraguay sind die letzten Unkontaktierten in Südamerika außerhalb des Amazonasgebietes.

Angehörige einer Ayoreo-Gruppe am Tag ihrer Vertreibung aus dem Wald, 2004. © GAT/Survival

Große Teile des einst weitreichenden Chaco-Waldes wurden abgeholzt, so dass die Ayoreo heute auf einer immer kleiner werdenden Insel aus Wald leben, die von einem Meer der Zerstörung umgeben ist. Das Gebiet ist von der höchsten Abholzungsrate der Welt betroffen.

Obwohl kontaktierte Mitglieder des Volkes 1993 einen formellen Landanspruch bei den Behörden einreichten, wurden ihnen (nach langwierigen Kämpfen) nur einige Parzellen Land übertragen. Der größte Teil des angestammten Waldes der Ayoreo befindet sich nach wie vor in Privatbesitz und wird in rasantem Tempo für die Viehzucht abgeholzt. Das Rindfleisch wird hauptsächlich nach Chile, Russland und Brasilien exportiert, während der größte Teil des Leders in die EU exportiert wird, fast ausschließlich nach Italien. Das gegerbte Leder wird Berichten zufolge schlussendlich auch von BMW für die Produktion von Luxusautos verwendet.

Angesichts dieser unmittelbaren Bedrohung für das Leben der Ayoreo haben führende indigene Organisationen aus ganz Südamerika jetzt einen außerordentlichen Aufruf veröffentlicht.

Darunter:

- AIDESEP (Interethnische Vereinigung für die Entwicklung des peruanischen Regenwaldes) [vertritt indigene Gemeinden im gesamten peruanischen Amazonasgebiet]
- CAOI (Koordinierungsstelle der indigenen Organisationen der Anden)
- COICA (Koordinationsorgan der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens)
- COIAB (Koordinierungorgan der indigenen Organisationen des brasilianischen Amazonasgebiets)
- CONFENIAE (Konföderation der indigenen Völker des ecuadorianischen Amazonasgebiets)
- FENAMAD (Föderation indigener Völker von Madre de Dios, Peru)
- ONIC (Nationale Indigene Organisation von Kolumbien)
- ORPIA (Regionale Organisation der indigenen Völker des Staates Amazonas, Venezuela)
- ORPIO (Regionale Organisation der indigenen Völker des östlichen Amazonas, Peru)
- UNIVAJA (Vereinigung der indigenen Völker des Javari-Tals, Brasilien)

In ihrem öffentlichen Appell fordern sie, dass:

- das Land umgehend an die Ayoreo zurückgegeben und offiziell demarkiert wird;
- die Viehzüchter, die jetzt ihr Land besetzen, ausgewiesen werden;
- das Gebiet anschließend angemessen überwacht und geschützt wird, um zukünftige Zerstörungen zu verhindern.

Illegale Abholzung (rote Quadrate) dringt nun in das Zentrum des Gebiets der unkontaktierten Ayoreo ein, wie auch der Bau neuer Straßen (braune Linien) belegt. © Survival

Die indigenen Organisationen und die Ayoreo sind überzeugt, dass die paraguayische Regierung nur dann etwas gegen die Zerstörung unternehmen wird, wenn externe Institutionen wie die Interamerikanische Menschenrechtskommission intervenieren.

Survival International, die seit den 1980er Jahren mit den Ayoreo zusammenarbeitet, koordiniert eine weltweite E-Mail-Aktion und einen Twitter-Sturm am 23. Februar.

Einer der kontaktierten Anführer der Ayoreo, Porai Picanerai, sagte: „Wenn der Staat sich weigert zu handeln, obwohl wir gegen das Eindringen in unser Territorium protestieren, werden die Viehzüchter*innen unser ganzes Land besetzen, werden unsere Verwandten sterben und wir könnten auch bald verschwinden.“

Teresa Mayo, Leiterin der Ayoreo-Kampagne von Survival, sagte heute: „Dieser beispiellose und einzigartige Appell für die Ayoreo durch indigene Organisationen aus ganz Südamerika zeigt, wie ernst die Situation derzeit ist. Trotz der ernsten Bedrohung ihres eigenen Überlebens können sie sehen, wie dringend und verzweifelt der Fall der Ayoreo ist.“

„Jahrelang haben die paraguayischen Behörden untätig zugesehen, wie sich der unschätzbar wertvolle Wald der Ayoreo in Rauch auflöste. Satellitenbilder der letzten Jahrzehnte zeigen das wirklich erschreckende Ausmaß der Zerstörung. Nur großer internationaler Druck kann jetzt die totale Zerstörung der unkontaktierten Ayoreo und ihrer Wälder, die sie so lange gepflegt haben, verhindern.“

Ayoreo
Indigenes Volk

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