Indien erwägt Schließung der „Todes-Straße”

31 Januar 2002

Diese Seite wurde 2002 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Survivals Kampagne für den erst jüngst kontaktierten Jawara-Stamm auf den indischen Andamanen zeigt erhebliche Wirkung. Dank neuester Ereignisse besteht nun eine einzigartige Gelegenheit, ihr Überleben zu sichern. Erstens verfügte der Oberste Gerichtshof  die zeitweise Einstellung der Pläne der örtlichen Regierung, die Jawara mit Gewalt anzusiedeln, die, wenn sie in die Tat umgesetzt würden, fatale Wirkung hätten. Dadurch entsteht die Chance, die Regierung dahingehend unter Druck zu setzen, die Pläne endgültig aufzugeben und statt dessen sicherzustellen, dass die Jawara so leben können, wie sie möchten. Zweitens haben die andamanischen Behörden erwogen, die durch das Jawara-Gebiet führende Straße für Instandhaltungsarbeiten zu schließen. Wenn sie dazu überredet werden könnten, sie permanent zu schließen, wäre eine der größten, das Überleben der Jawara bedrohenden Hindernisse beseitigt.  

Die Jarawa sind einer von vier überlebenden Stämmen auf den  Andamanen, einer Inselgruppe im Golf von Bengalen. Zwei der Stämme wurden von der britischen Kolonialmacht  und den indischen Behörden mit katastrophalen Folgen zwangsangesiedelt: Der Stamm der „Great Andamanese", der 1948 noch 5000 Angehörige hatte, zählt inzwischen nur noch 41 Menschen. Die Jawara konnten diesem Schicksal bislang entgehen, aber die Tausende von Indianern, die seit 1948 auf den Andamanen siedelten, dringen nun gefährlich weit in den Regenwald der Jarawa vor.

Im Laufe von fast 150 Jahren der Kolonisation standen die Jawara, von denen es etwa  250-300 gibt, allen Außenstehenden feindselig gegenüber, insbesondere denen, die auf der Suche nach Wild oder Bauholz in ihre Wälder eindrangen. Seit den 70er Jahren, als die sogenannte andamanische FernStraße durch den Kern ihres Gebiets verlegt wurde, mussten sie sich damit abfinden, dass Lastwagen, Autos und Busse durch ihr Land fuhren. 1998 begannen einige Jawara damit, ohne Pfeil und Bogen aus ihren Wäldern hervor zu den indischen Siedlungen zu kommen. Was sich aus ihrer Sprache entnehmen lässt ist, dass sie anscheinend durch den Druck von Wilderern an der Küste auf die Straße und in die Siedlungen getrieben wurden.

Die andamanische FernStraße stellt für das Überleben der Jawara eine tödliche Bedrohung dar und brachte seit ihrer illegalen Erbauung durch das Schutzgebiet den Jawara Gewalt und Tod. Die Jawara wehrten sich gegen diese Invasion, griffen die Straßenbauarbeiter an und fällten Bäume, um so den Bulldozern den Weg zu versperren. Berichten zufolge legten Straßenbauarbeiter im Gegenzug Hochspannungsstromkabel aus,  durch die eine unbekannte Zahl von Jawara durch Stromschlag getötet wurde. Ein Dorfältester sagte: „Niemand sprach sich dagegen aus, weil jeder Angst um sein Leben hatte. Da es keine offiziellen Verzeichnisse gibt, kamen die Verwaltungsbehörden damit durch.  Aber wir wissen, was geschah."  

Auch seit der Fertigstellung der Straße werden eine große Anzahl von Arbeitern für die Instandhaltung benötigt. Diese leben innerhalb des Jawara-Reservats, fällen deren Bäume als Brennholz zur Asphalterzeugung und jagen ihr Wild um sich zu ernähren. Der stete Strom von Außenstehenden, die die Straße benutzen, bringt selbstverständlich auch die dauernde Gefahr von Epidemien tödlicher Krankheiten mit sich. Es besteht bereits die Sorge, dass ganze Familien im Wald an unbekannten Krankheiten gestorben sind; im Jahr 1999 griff eine gefährliche Masernepidemie um sich.

Survival ist der Meinung, dass die Straße geschlossen werden muss, um den Jawara eine realistische Überlebenschance zu geben. Die örtlichen Verwaltungsbehörden überlegten ohnehin, sie für zwei bis drei Jahre zu schließen, um Brücken zu bauen und Verbesserungen vorzunehmen. Während dieser Zeit würde der Verkehr auf Fähren umgeleitet. Die Tatsache, dass sie dies so ernsthaft in Erwägung ziehen legt nahe, dass die Straße gar nicht notwendig  ist, und in der Tat wurde nachgewiesen, dass Fähren eine viel billigere Transportmöglichkeit zwischen den Hauptinseln sind. Wenn die Straße permanent geschlossen wird, könnten die Jawara in Frieden auf ihrem eigenen Land leben.  
 
Diese Maßnahme muss bald getroffen werden, damit die Jawara nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie andere andamanische Stämme, die durch die Kombination von Kolonisation und Krankheiten ausgerottet wurden. Die indischen Behörden der Andamanen haben die Möglichkeit zu verhindern, dass dies auch den Jawara wiederfährt. Sollten sie es nicht verhindern, so käme das einem Genozid gleich.

Nehmen SIe an der Briefkampagne für die Jarawa teil.

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Jarawa
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