Missionarsfilm erzeugt Hass auf Indigene

19 März 2009

Diese Seite wurde 2009 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Zum Anlass des Internationalen Tages gegen Rassismus der UN am 21. März beschuldigt Survival die Produzenten eines kontroversen Films, Rassismus gegenüber brasilianischen Indigenen anzuheizen.

Der Film „Hakani“ hatte auf YouTube bereits über 350.000 Zuschauer und behauptet, die wahre Geschichte eines indigenen Kindes in Brasilien zu erzählen, das von seinem Volk lebendig begraben wird. Survival ist davon überzeugt, dass der Film inszeniert ist und dass die Erde, die das Gesicht des Kindes bedeckt, in Wirklichkeit „Schokoladenkuchen“ ist. Außerdem ist die Behauptung des Films, Kindsmord sei unter brasilianischen Indigenen weit verbreitet, schlichtweg falsch.

„Der Film bringt den Menschen bei, Indigene zu hassen, ihnen sogar den Tod zu wünschen,“ sagt Survivals Direktor, Stephen Corry, in einem exklusiven Interview über „Hakani“. „Sehen Sie sich die Seite von Youtube nur an: dort stehen Kommentare wie „Get rid of these native tribes“ („Weg mit diesen Stammesvölkern!“) oder „Kill them all“ („Bringt sie alle um“).

„Der Film behauptet, dass solche Kindsmorde routinemäßig in indigenen Gemeinden geschehen – dies ist nicht der Fall,“ so Corry. „Kindsmord unter Indigenen im Amazonasgebiet ist äußerst selten. Wenn es jedoch dazu kommt, ist es die Entscheidung der Mutter und wird von der Gemeinde keineswegs gleichgültig aufgenommen. Er geschieht im Geheimen und wird oft als Schande angesehen, zweifellos als tragisch.“

Der Regisseur von „Hakani“ ist David Cunningham, der Sohn des Gründers einer fundamentalistischen amerikanischen Missionarsorganisation namens „Youth with a Mission“ („Jugendliche mit einer Mission“). In Brasilien hat sie einen Zweig, „Jocum“. Laut Corry versuchen die Missionare, ihre Beteiligung am Film herunter zu spielen.

„Man wird dazu eingeladen, an UNKF zu spenden, aber es wird verschwiegen, was diese Abkürzung bedeutet (es ist ein Teil der Mission),“ sagt Corry. „Die evangelikale Beteiligung wird überhaupt nicht erwähnt. Selbst, wenn man den gesamten Film herunter lädt, ist der Abspann unlesbar. Man kann also nicht sehen, wer dahinter steckt.“

Corry sagt, der Film sei Teil einer missionarischen Kampagne, die die brasilianische Regierung dazu drängt, einen umstrittenen Gesetzesentwurf zu verabschieden, der als „Mujawis Gesetz“ bekannt ist. Dieses Gesetz würde die brasilianischen Bürger dazu zwingen, jegliche Fälle von so genannten „schädlichen traditionellen Bräuche“ den Behörden zu melden – ein Gesetz, das laut Corry zu „Hexenjagden“ führen und Brasilien einen „katastrophalen gesellschaftlichen Zusammenbruch“ bescheren würde.

Survival ist der Überzeugung, dass kulturelle Bräuche auf der freien Zustimmung aller Beteiligten beruhen sollten und dass Kindsmord unrecht ist.

Lesen Sie ein Exklusivinterview mit Survivals Direktor Stephen Corry.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Raphael Göpel telefonisch unter +49 30 722 93 108 oder per E-Mail unter [email protected]

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