'Menschensafari'-Skandal vor dem Obersten Gericht Indiens

9 Januar 2013

Touristen auf dem Weg in das Jarawa-Schutzgebiet, Oktober 2012 © www.andamanchronicle.net /Survival

Diese Seite wurde 2013 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Genau ein Jahr nach der Veröffentlichung von Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie halbnackte Jarawa-Frauen gezwungen wurden gegen Nahrung zu tanzen, hat Survival Indiens Oberstes Gericht aufgefordert, sofortige Maßnahmen gegen “Menschensafaris” zu treffen.

Der Skandal wurde von einer breiten Mehrheit verurteilt und die Behörden der Andamanen haben gerichtlich eine fünf Kilometer Pufferzone um das Schutzgebiet angeordnet. Diese Anordnung wird jedoch ignoriert.

Survival hat den Andamanen-Behörden vorgeworfen, das Gericht “schwerwiegend und anhaltend zu missachten” und an den Obersten Gerichtshof appelliert, Maßnahmen zu ergreifen.

Survivals Brief an das Gericht enthält fotografische Beweise, die zeigen, wie Touristen durch das Schutzgebiet fahren, angeblich, um Kalksteinhöhlen und einen Schlammvulkan zu besichtigen, deren Schließung im Juli 2012 im Rahmen der Pufferzone angeordnet worden war.

Lesen Sie Survivals Brief an Indiens Oberstes Gericht. (pdf, 2.3 MB)

Survivals dringender Aufruf kommt nur wenige Wochen vor einer Anhörung vor dem Obersten Gericht zur Pufferzone. Diese war mit dem Ziel eingerichtet worden, die Ausbeutung des Volkes durch Touristen zu verhindern.

Survival hatte 2010 erstmals über “Menschensafaris” berichtet. Vor aber erst einem Jahr sorgte das Thema weltweit für Schlagzeilen, nachdem eine britische Zeitung eine Aufnahme veröffentlicht hatte, die zeigte, wie Jarawa-Frauen zur Unterhaltung von Touristen gezwungen wurden zu tanzen.

Zwei Jarawa-Mädchen. Vor genau einem Jahr sorgte der Skandal um die Jarawa-Frauen für Schlagzeilen: Die Frauen wurden gezwungen zu tanzen, um Nahrung zu bekommen. © Survival

Der Artikel hatte nicht nur in Indien, sondern auch einen weltweiten Aufschrei erregt.

Ordnungsgemäß umgesetzt, würde die Einrichtung der Pufferzone dazu beitragen, die Anzahl der Touristen im Wald der Jarawa deutlich zu reduzieren, da Reiseanbieter keinen Grund mehr hätten Tagesausflüge durch das Schutzgebiet zu organisieren. Trotz der ausdrücklichen Anweisung des Obersten Gerichtes sind die Höhlen und der Vulkan sechs Monate nach der Anordnung immer noch nicht geschlossen worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Behörden der Andamanen eine Entscheidung des Obersten Gerichtes ignorieren. 2002 wurde die Schließung der Andaman Trunk Road, der Straße, die quer durch das Schutzgebiet der Jarawa führt, angeordnet. Dennoch ist sie immer noch in Betrieb.

Survivals Direktor, Stephen Corry, sagte heute: “Im Januar ist auf den Andamanen-Inseln Hochsaison. Wegen der Weigerung der Regierung, die Höhlen und den Vulkan zu schließen, werden Hunderte von Touristen weiterhin durch das Schutzgebiet fahren, um die Jarawa ‘anzugaffen’. Das Oberste Gericht muss sich gegenüber den Behörden, die seine Entscheidungen wiederholt missachtet haben, durchsetzen. Andernfalls wird die schamlose Ausbeutung eines der weltweit bedrohtesten indigenen Völker fortgesetzt werden können.”

Jarawa
Indigenes Volk

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