Guarani-Mordrate: eine der höchsten weltweit

22 November 2013

Marçal de Souza Tupã-i wurde vor 30 Jahren erschossen, weil er den Kampf der Guarani um ihr angestammtes Land anführte. © CIMI archive/Survival

Diese Seite wurde 2013 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Kurz vor dem 30. Jahrestag der Ermordung des bekannten Guarani-Anführers Marçal de Souza Tupã-i, veröffentlicht Survival International schockierende neue Statistiken, die das Ausmaß der Gewalt an Brasiliens Guarani-Indianern durch bewaffnete Söldner zeigen.

Nach Angaben der brasilianischen Nicht-Regierungsorganisation CIMI, stellen die Guarani die Mehrheit der ermordeten Indigenen in Brasilien dar. 2012 entsprach die Rate der Tötungsdelikte an Guarani-Indianern dem Vierfachen des Landesdurchschnitts – obwohl Brasilien bereits eine der höchsten Mordraten der Welt hat.

Guarani-Anführer Marçal de Souza Tupã-i war eine Schlüsselfigur im Kampf der Guarani um ihr angestammtes Land und brachte die Notlage des indigenen Volkes vor die Vereinten Nationen und Papst Johannes Paul II. Marçal de Souza Tupã-i wurde am 25. November 1983 von einem Mann erschossen, der Berichten zufolge von einem lokalen Viehzüchter angeheuert worden war.

Vor seinem Tod sagte Marçal de Souza Tupã-i: “Ich bin für den Tod gekennzeichnet … Wir Indianer leben hier und leiden unter Unrecht, Armut, Verfolgung und Hunger, weil das Land, auf dem wir sind, uns nicht ermöglicht zu überleben.”

Die Guarani leiden unter den höchsten Mord- und Selbstmordraten in Brasilien. Nísio Gomes wurde 2011 von bewaffneten Söldnern erschossen. © Survival International

30 Jahre später werden die Guarani noch immer Opfer von Gewalt und gezielten Attacken, wenn sie versuchen Teile ihres angestammten Gebietes, die zu Viehweiden und Plantagen umgewandelt wurden, zurückzuerlangen.

Celso Rodrigues, Gemeinde-Anführer Nísio Gomes und Teenager Denilson Barbosa sind einige der letzten Mordopfer unter den Guarani.

Rosalino Ortiz, ein Guarani-Mann, der letzten Monat die Wiederbesetzung des Landes seiner Gemeinde Yvy Katu anführte, berichtete Survival International: “Die Lage ist jetzt sehr angespannt. Die Landbesitzer sind reich und haben das Geld, um Söldner für ein Massaker in Yvy Katu anzuheuern.”

Lokale Farmer haben angekündigt, dass sie mehr Geld sammeln wollen, um gegen die Wiederbesetzungen von Land vorzugehen. Die Guarani fürchten, dass dieses Geld “bewaffnete Milizen” wie die Sicherheitsfirma Gaspem finanzieren soll.

Ein Großteil des angestammten Landes der Guarani wurde ihnen gestohlen. Heute sind darauf riesige Zuckerrohr-Plantagen und Viehfarmen entstanden. © Survival

Eine Folge des Landverlustes und der Gewalt ist auch eine 34-fach höhere Selbstmordrate der Guarani im Vergleich zum nationalen Durchschnitt. Das letzte Opfer war Valmir Veron, Sohn des bekannten und 2003 erschossenen Guarani-Anführers Marcos Veron.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte: “Die Anführer der Guarani werden einer nach dem anderen ermordet. Das überrascht nicht, wenn selbst Politiker zugeben, dass eine Kuh in Brasilien mehr wert ist als das Leben eines Guarani. Diese Statistiken sind erschütternd, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Lösung für die Guarani so simpel ist: Die Rechte der Guarani an ihrem angestammten Land müssen eingehalten werden. Brasiliens Wirtschaft soll durch den Tourismus rund um die Fußballweltmeisterschaft eine Finanzspritze von 11 Milliarden US-Dollar erhalten. Wird davon irgendetwas in die Hilfe für Brasiliens erste Völker fließen?”

Hinweis an die Redaktion:
- Brasiliens nationale Mordrate lag 2012 bei 25,8 auf 100.000 Personen (Quelle: Brazilian Forum on Public Safety). Nach Angaben von CIMI wurden 2012 im Bundesstaat Mato Grosso do Sul 34 Guarani erschossen, bei einer Bevölkerung von 31.000.

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