Tiger-Reservate, Indien

Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Illegale Vertreibungen, Drohungen und Misshandlungen

In ganz Indien werden indigene Völker im Namen des Tigerschutzes von ihren angestammten Gebieten vertrieben. Ihnen werden Versprechungen gemacht – alternatives Land, Häuser und Geld – doch es sind Lügen. Oft erhalten sie nur einen Bruchteil oder gar nichts. Dann bleibt ihnen nur ein Leben in erniedrigendem Elend an der Grenze ihres Territoriums.

Das ist illegal. Indigene Völker haben das Recht auf ihrem Land zu bleiben, doch Forstbeamte nehmen sie routinemäßig fest, schlagen oder schikanieren sie, um sie loszuwerden. 

Bardan Singh, ein Baiga-Ältester, wurde von Parkwächtern in Kanha misshandelt. © Survival
 
„Die Forstbeamten schlugen mich bis ich vom Baum fiel. Ich brach mir meinen Hüftknochen und konnte nicht stehen. Ich kroch an den Rand des Parks. Die Forstbeamten ließen mich einfach dort liegen und gingen weg.“
 
Bhardan Singh, Kanha, Februar 2013


Rettet den Tiger

Es gibt keine Belege dafür, dass irgendetwas davon den Tiger schützt. Tatsächlich schadet es ihm wohl eher. Indigene Völker sind die besten Naturschützer und Wächter der natürlichen Welt. Sie sollten an vorderster Front des Tigerschutzes stehen – doch sie werden ausgegrenzt.

Anstatt angeblich Tiger zu töten, betrachten viele von ihnen das Tier als heilig. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass mehr Tiger in Gebieten leben, in denen es den Bewohnern erlaubt war zu bleiben. Massen von Touristen hingegen können den Tiger unter Stress setzen und ohne Dörfer kann er keine Viehbestände reißen.

Touristen beobachten Tiger im Nationalpark Bandhavgarh (Indien). © Brian Gratwicke

Das Leben indigener Völker wird von der Naturschutz-Industrie zerstört, doch Survival International kämpft gegen diese Misshandlungen. Wir wissen, dass indigene Völker sich besser um ihre Umwelt kümmern als jeder andere.

„Früher war alles Dschungel. Wir waren der Dschungel, der Dschungel gab uns alles. Wir waren stark, wir waren gesund. Jetzt ist alles verschlossen und wir bekommen nichts mehr. Wir sind nicht mehr stark. Wir sind nicht mehr gesund. Es ist unser Dschungel. Wir sollten ihn schützen.“

Sakru Dhurwey, Baiga-Mann


Wie du helfen kannst

Das indische Forstgesetz (Forest Rights Act ) erkennt das Recht von indigenen Gemeinden an, in ihren Wäldern zu leben und ihr Land zu schützen und zu nutzen, auch wenn es zu einer Naturschutzzone wird. Doch diese Rechte werden noch immer verletzt und viele Indigene wissen nicht einmal, dass sie diese Rechte haben.

Doch es gibt Hoffnung. Survival arbeitet mit lokalen Partnern, um sicherzustellen, dass Indiens indigene Völker vor Ort über ihre Rechte informiert werden. Wir führen Kampagnen, um neue Vertreibungen aus Tiger-Reservaten zu verhindern und unterstützen jene, die für begangenes Unrecht Wiedergutmachung fordern.

Wir brauchen deine Hilfe, um die neuste Welle von Vertreibungen zu stoppen. Bitte hilf uns jetzt.


Ein Leben in Angst

Dieser Angehörige der Gond wurde vor seiner Vertreibung von Survival interviewt. © Survival

Seit Jahrzehnten leben indigene Gemeinden im Kanha Tiger-Reservat, das bei Touristen sehr beliebt ist, mit der Angst, vertrieben zu werden. Viele Dörfer wurden bereits ausgewiesen; das Leben und die Lebensgrundlage von Dorfbewohnern zerstört.

Dieser Film entstand 2012. Die Dorfbewohner wurde inzwischen vertrieben.

Baiga, die das Reservat verlassen mussten, können einige schlecht bezahlte Jobs in der Tourismusindustrie bekommen oder als Reiseführer arbeiten. Viele versuchen mangels Alternativen zu überleben, indem sie im Reservat Feuerholz für die benachbarten Hotels sammeln. Wenn sie dabei erwischt werden, drohen ihnen Schläge und Geldstrafen. Alle Baiga, die in dem Reservat gefunden werden – ob sie für Hotels arbeiten oder für den Eigengebrauch sammeln –, müssen mit Schlägen rechnen.

Sie müssen mitansehen, wie Hunderte Fahrzeuge Touristen durch ihr Land chauffieren, um Tiger zu sehen, und wie neue Hotels in den gleichen Zonen entstehen, aus denen sie vertrieben wurden.

Die Tourismusbranche beeinträchtigt den Naturschutz. Warum unterstützen Organisationen wie der WWF sie dann?


Kein Naturschutz ohne Menschen

Die Zukunft der Baiga ist unsicher und düster, wie bei allen indigenen Völkern, denen ihr Land und ihre Ressourcen geraubt werden. Ehemals eigenständige Gemeinden müssen von Almosen und Lebensmittelrationen leben; geistige und körperliche Erkrankungen, Mangelernährung und Alkoholismus nehmen zu. Ihre Lebenserwartung fällt.

Baiga und Gond wurden aus dem indischen Tigerreservat Kanha vertrieben. Es war seit zahllosen Generationen ihre Heimat. © Survival

Die Baiga und Gond haben die Pflanzen- und Tierwelt in Kanha über Generationen genährt. Sie haben dabei geholfen illegale Jäger zu stellen, Waldbrände zu kontrollieren und Wildtiere im Auge zu behalten. Doch nach einer Vertreibung kann es passieren, dass sich Gemeinden gegen Naturschutzmaßnahmen und Tourismus wenden, die ihnen so viel Leid gebracht haben.

Die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und ihrer Bindung an den Wald kann dazu führen, dass indigene Gemeinden nicht länger mit Naturschützern zusammenarbeiten wollen. Naturschutz kann damit genau die Menschen gegen sich aufbringen, die seine Verbündeten sein sollten.

Der Schutz des Tigers wird weiterhin scheitern, wenn nicht die Landrechte indigener Völker respektiert werden und alle akzeptieren, dass sie das Herz von Naturschutzmaßnahmen bilden sollten. Indigene Völker können sich besser um ihre Umwelt kümmern, als jeder andere.

2011 schrieben die Soliga Geschichte, als sie erfolgreich die Rechte an ihrem Wald durchsetzten, der in ein Schutzgebiet für Tiger umgewandelt worden war. Ihr Erfolg gibt anderen indigenen Gemeinden Hoffnung, deren Land ihnen unrechtmäßig im Namen des Naturschutzes genommen wurde. © Shrenik Sadalgi/Survival

Mein Herz weint

Das Lager Asan Kudar. Hier leben über einhundert Khadia-Indigene seit 2013 unter Plastikplanen, nachdem sie aus dem Tiger-Reservat Similipal vertrieben wurden. Sie erhielten nur einen Bruchteil der versprochenen Entschädigung. Indische Zeitungen haben diese Vertreibung als erfolgreiches Beispiel gelobt. © Survival International

Die Forstbehörde war so begeistert von einem „Dorf“, dass sie Angehörige des Munda-Volkes für einen Besuch dorthin brachte, weil sie glaubte, dass die Munda danach ebenfalls umsiedeln wollen würden.

Telenga Hassas Dorf droht die Vertreibung aus dem Similipal Tiger Reserve (Indien). © Survival International

Doch Telenga Hassa, einer der Munda, flehte: „Wir bitten euch, dass wir weiterhin in dem gleichen Dorf bleiben können in dem wir jetzt leben. Wir werden die Wildtiere schützen – wir versprechen es. Vertreibt uns nicht! Lasst uns an dem gleichen Ort bleiben, an dem wir jetzt sind. Wir waren dort [im Asankudar Umsiedlungs-Dorf]. Zu sehen wie es ihnen dort geht, brachte mein Herz zum Weinen. Bitte vertreibt uns nicht. Bitte lasst uns in dem gleichen Dorf bleiben, in dem wir jetzt leben.“ Telenga kämpfte für das Recht seiner Gemeinde im Wald zu leben und ihn zu schützen. Doch für 32 Familien war der Druck einfach zu groß – sie wurden im September 2015 „umgesiedelt“. Ein Tag, nachdem sie gegangen waren, setzte die Forstbehörde Elefanten ein, um ihre alten Häuser zu zerstören – für den Fall, dass sie versuchen würden, zurückzukehren. Telenga und fünf andere Munda-Familien sind entschlossen, in ihrem Dorf zu bleiben und auch weiterhin die Tiger und den Wald zu schützen. Bitte hilf uns, diese und andere Dorfgemeinden vor illegaler Vertreibung zu zu schützen.


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