Indien: Drastischer Anstieg der Waldbrände vermeidbar gewesen, sagen Indigene

14 März 2018

Die Soliga verfügen über ein außergewöhnliches Wissen über jeden Baum, jedes Blatt, jedes Mineral und jedes Tier, die auf ihrem Land vorkommen. Das indigene Volk bewirtschaftet seit Jahrhunderten seine Umwelt erfolgreich und nachhaltig. © survival

Diese Seite wurde 2018 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Der dramatische Anstieg der Waldbrände im südindischen Bundesstaat Karnataka um 350 Prozent hätte sich durch traditionelle indigene Methoden der Waldbewirtschaftung vermeiden lassen. Diese seien teilweise dafür entwickelt worden, eine Vorkehrung gegen großflächige Feuersbrünste zu schaffen, erklären Mitglieder des in der Region lebenden indigenen Volkes der Soliga. Besagte Techniken verhindern die Ausbreitung des Wandelröschens, einer sehr schnell entzündbaren Pflanzengattung, die Besitz von den Wäldern ergreift. Von offizieller Seite werden die Pflanzen als wichtiger Faktor für die Zerstörungskraft der Waldbrände genannt.

Den Soliga ist gesetzlich verboten, kontrollierte Brände zum Abrennen von Unterholz zu legen, wie die Indigenen es seit Jahrhunderten tun. Die „Taragu benki“ genannte Praxis soll die Ausbreitung des Wandelröschens verhindern und den Wald nähren, in dem die Soliga innerhalb des BRT-Tigerreservates leben. Das Unkraut wächst schnell und ist sehr holzig, was das Löschen des Feuers erschwert, sobald die Pflanze einmal brennt. Seit die Soliga „Taragu benki“ nicht mehr anwenden dürfen, hat sich das schädliche Unkraut rasch ausgebreitet.

Die Behörden des Bundesstaates Karnataka sprechen von einem Mangel an modernen Methoden der Brandbekämpfung, die angewendet werden könnten. Nun wird ein technologisch orientierter Ansatz verfolgt. Madegowda C, ein Angehöriger der Soliga und Aktivist für die Rechte indigener Völker, hält dem entgegen, die Soliga wüssten am besten, wie das Problem anzugehen sei. „Die Forstbehörde sollte die Wandelröschen aus dem Wald entfernen. Nur dann lassen sich die Waldbrände kontrollieren…Die Soliga verfügen über das Wissen, mit welchen Techniken Brände kontrolliert werden können. Sie sind Experten für die Kontrolle von Waldbränden. Daher muss die Forstbehörde die Soliga beim Brandschutz hinzuziehen.“

Survival International unterstützt die Haltung der Soliga. Die weltweite Bewegung für die Rechte indigener Völker plädiert für einen Ansatz beim Naturschutz, in dem indigene Völker eine zentrale Rolle spielen. Survival International setzt sich für das Recht der Soliga ein, weiterhin in ihrer Heimat im Wald zu leben, diese zu bewirtschaften und zu schützen.

Dem Urteil vieler Expert*innen zufolge schadet das Verbot indigener Praktiken wie „Taragu benki“ dem Naturschutz.

Ein Angehöriger der Soliga in spiritueller Versenkung an einer heiligen Stätte auf dem Land seines indigenen Volkes, das inzwischen ein Tiger-Reservat ist. © Atree/Survival

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte: „Wie alle indigenen Völker sind die Soliga Experten darin, auf ihre Umwelt zu achten. Über Hunderte von Jahren haben sie ein immenses botanisches und zoologisches Wissen aufgebaut. Es ist sicher kein Zufall, dass das Wandelröschen sich in den Wäldern des indigenen Volkes ausbreitete, nachdem Naturschützer den Soliga untersagten, ihre kontrollierten Brände durchzuführen. Mit welchem Ergebnis? Die Zahl der Waldbrände nahm in katastrophalem Maße zu. Ein weiterer Beweis dafür, dass indigene Völker besser dazu in der Lage sind, auf ihre Umwelt zu achten als irgendjemand sonst.“

Teilen