Brasilien: Einziges kontaktiertes Mitglied prangert drohenden Völkermord an unkontaktierten Verwandten an

12 August 2021

Rita Piripkura befürchtet, dass Holfzäller*innen, die illegal im Gebiet des indigenen Volkes ihr Unwesen treiben, bald ihre unkontaktierten Verwandten töten werden. © Survival

Die einzige kontaktierte Angehörige der Piripkura aus dem Amazonasgebiet hat ihre Befürchtung geäußert, dass Holzfäller*innen, die illegal im Gebiet ihres indigenen Volkes aktiv sind, ihre unkontaktierten Verwandten töten könnten.

Rita Piripkura ist die einzige Angehörige der Piripkura, die regelmäßigen Kontakt mit Außenstehenden pflegt. In einem einzigartigen Interview, das heute von Survival International veröffentlicht wurde, beschreibt sie, wie neun ihrer Verwandten bei einem einzigen Angriff von Holzfäller*innen massakriert wurden. Sie berichtet außerdem, dass ihr Bruder Baita und ihr Neffe Tamandua noch immer versteckt in ihrem angestammten Gebiet leben.

Rita warnt: „Es gibt hier viele Landräuber*innen… Wenn sie sie töten, wird niemand mehr übrig sein.“

Zwei männliche Angehörige der Piripkura, Tamandua und Baita, gehören zu den letzten Überlebenden ihres Volkes. Die beiden Männer hatten sporadisch Kontakt zu der lokalen Außenstelle der Behörde für indigene Angelegenheiten, entschlossen sich aber in den Wald zurückzukehren. © Bruno Jorge

Der Wald der Piripkura war im Jahr 2020 stärker von Abholzung betroffen als jedes andere Gebiet eines unkontaktierten Volkes in Brasilien. Es wird angenommen, dass noch weitere Angehörige der Piripkura in diesem Gebiet leben. Sie haben sich tief in den Wald zurückgezogen, um sich vor den Eindringlingen zu schützen.

Derzeit ist das Gebiet der Piripkura durch eine Notverordnung geschützt, die jedoch am 18. September 2021 ausläuft. Diese Notfalldekrete schützen die Gebiete unkontaktierter Völker, die noch nicht den langwierigen und komplizierten Prozess der offiziellen Demarkierung durchlaufen haben.

Ein Richter wies die Behörden kürzlich an, Viehzüchter*innen und Holzfäller*innen aus dem Gebiet zu verweisen. Wie so oft bei derartigen Erlassen, die ein Handeln der Regierung erfordern, wurde jedoch kaum etwas getan, um dem nachzukommen und die Eindringlinge aus den Gebieten zu entfernen.

Sechs weitere indigene Gebiete – insgesamt eine Million Hektar Regenwald – sind derzeit durch Notverordnungen geschützt. Doch Präsident Bolsonaro und seine Verbündeten wollen diese Gebiete, die bis zur vollständigen Demarkierung als indigenes Land angreifbar bleiben, öffnen und ihren Schutz aufheben. Dieses Vorhaben ist Teil des Genozids an indigenen Völkern, den Bolsonaro weiter vorantreibt.

Sarah Shenker, Survivals Expertin für unkontaktierte Völker, sagte heute: „Rita Piripkuras erschütternder und dringlicher Appell für das Überleben ihrer Verwandten sollte weltweit Gehör finden. Das Volk der Piripkura wurde durch jahrzehntelanges Morden durch die Hände Außenstehender dezimiert. Jetzt droht den wenigen Überlebenden das gleiche Schicksal, da Viehzüchter*innen und Politiker*innen, beflügelt durch Präsident Bolsonaros Rhetorik und sein völkermörderisches Vorhaben, versuchen, jeglichen Schutz des Waldes der Piripkura zu beseitigen.“

„Die Notverordnungen – und ihre ordnungsgemäße Durchsetzung – sind das Einzige, was zwischen unkontaktierten Völkern wie den Piripkura und ihrer totalen Vernichtung steht. Sie müssen verlängert, alle Eindringlinge vertrieben und das Land vollständig geschützt werden.“

Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte:

Niklas Ennen
+49 (0)157 516 035 72
[email protected]

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