Eilmeldung: 1 Toter und 5 Verletzte bei Angriff auf Guarani-Gemeinde

15 Juni 2016

Der junge Guarani Clodiodi Aquileu wurde Opfer des bewaffneten Angriffs. Brasilien, 2016 © CIMI

Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Eine Gruppe von bewaffneten Männern hat eine indigene Guarani-Gemeinde in Südbrasilien angegriffen. Ein Guarani-Mann wurde getötet und mindestens fünf weitere verwundet, darunter ein Kind. Es ist der letzte Angriff in einer Reihe von gewaltsamen Übergriffen auf die Guarani.

Der Angriff ereignete sich gestern (14. Juni) in der Gemeinde Tey’i Jusu. Guarani-Dorfbewohner waren in der Lage den Angriff aus einiger Entfernung zu filmen. In der Aufnahme sind Schüsse und Schreie hörbar und Brände scheinen ein benachbartes Feld zu beleuchtet.

Video Bewaffneter Angriff auf die Tey’i Jusu-Gemeinde

Bei dem Todesopfer soll es sich um Clodiodi Aquileu handeln, einen lokalen Gesundheitsmitarbeiter um die Mitte 20.

Der Angriff ist sehr wahrscheinlich Teil der zunehmenden Versuche der lokalen Agrar- und Viehzuchtlobby – die eng mit der neuen brasilianischen Übergangsregierung verknüpft ist – die Guarani illegal von ihrem angestammten Land zu vertreiben und sie mit genozidaler Gewalt und Rassismus einzuschüchtern.

Anfang dieser Woche erhielt Survival International über sein bahnbrechendes Projekt „Tribal Voice“ Tonaufnahmen der Gemeinde Pyelito Kue, die einen anderen Angriff von Bewaffneten auf ihr Dorf dokumentieren.

Neuen Berichten zufolge droht einer weiteren Guarani-Gemeinde in der selben Region die Vertreibung. Die Gemeinde Apy Ka’y hatte mit ihrer Anführerin Damiana Cavanha Teile ihres Landes wiederbesetzt. Es ist noch nicht bekannt, ob die neun Familien dort nach dem Räumungsbefehl von letzter Woche in der Lage waren, auf ihrem Gebiet zu bleiben – was ihnen rechtmäßig unter brasilianischen und internationalen Recht zusteht.

Angriffe gegen Guarani-Gemeinden sind häufiger geworden, nachdem von der scheidenden Regierung Dilma Rousseff einige neue indigene Territorien für das indigene Volk geschaffen wurden. © Campanha Guarani

Bei einem Europa-Besuch letzten Monat bat Tonico Benites Guarani, ein Guarani-Sprecher, um Unterstützung für sein Volk: „Ein langsamer Völkermord findet statt. Es wird ein Krieg gegen uns geführt. Wir haben Angst. Sie töten unsere Anführer, verstecken ihre Leichnamen, schüchtern uns ein und bedrohen uns.“

„Wir kämpfen immer für unser Land. Unsere Kultur erlaubt keine Gewalt; aber die Viehzüchter werden uns töten, ehe sie uns unser Land zurückgeben würden. Das meiste Land wurde in den 1960er und 70er Jahren geraubt. Die Viehzüchter kamen und schoben uns ab. Das Land ist von guter Qualität, mit Flüssen und Wald. Jetzt ist es sehr wertvoll.“

In den letzten Jahrzehnten waren die Guarani Opfer von genozidaler Gewalt, Sklaverei und Rassismus, um ihr Land, ihre Ressourcen und ihre Arbeitskraft zu rauben. Mit seiner Aktion „Stoppt Brasiliens Völkermord“ macht Survival International seit April verstärkt auf die schreckliche Krise aufmerksam, um brasilianischen Völkern im Olympia-Jahr eine Plattform zu geben.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Wir sind Zeugen der anhaltenden und brutalen Angriffe auf die Guarani – und ihre Intensität nimmt zu. Einflussreiche Menschen in Brasilien versuchen die Guarani zum Schweigen zu bringen, sie zu terrorisieren, bis sie den Anspruch auf ihr Land aufgeben. Aber die Guarani geben nicht auf. Sie wissen, dass sie den Tod riskieren, weil sie auf ihre angestammte Heimat zurückkehren wollen. Aber die Alternative ist so schlimm, dass sie keine andere Wahl sehen, als sich den Bewaffneten und ihren Kugeln zu stellen. Brasiliens Übergangsregierung muss mehr tun, um diese Welle der Gewalt zu beenden. Sie endet in Mord.“

Guarani
Indigenes Volk

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