Hype um CO2-Zertifikate: „Jetzt eine ebenso große Bedrohung für indigene Landrechte wie Abholzung und Bergbau“

1 Dezember 2023

Survivals Untersuchungen des Vorzeigeprojekts für CO2-Zertifikate, das vom Northern Rangelands Trust in Kenia betrieben wird, deckte gravierende Mängel auf. © Beckwith & Fisher
  • Überprüfung eines Vorzeigeprojekts für CO2-Zertifikate endet in „schockierender Schönfärberei“
  • CO2-Zertifikate, die von gestohlenem indigenem Land stammen, sind „Blutiges CO2“.
  • COP28 könnte Boom von blutigem CO2-Zertifikaten auslösen

Während die COP28 den Weg für eine massive Ausweitung des Marktes für CO2-Zertifikate ebnen könnte, warnen Expert*innen davor, dass diese CO2-Zertifikate inwzischen „eine ebenso große Bedrohung für indigenes Land darstellen wie Abholzung und Bergbau“.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, sagte heute: „Die COP28 könnte die ‚Blut-CO2 COP‘ werden, wenn Regierungen, Konzerne und Naturschutzorganisationen gemeinsame Sache machen, um den Markt für CO2-Gutschriten auszuweiten, anstatt die wahren Ursachen der Klimakrise ernsthaft anzugehen.“

Dies könnte katastrophale Folgen für indigene Völker haben. CO2-Zertifikate stellen für Regierungen, Unternehmen und Naturschutz-NGOs eine neue Möglichkeit dar, vom Diebstahl indigenen Landes zu profitieren – wie wir bereits jetzt sehen können.

Survival International erklärte, dass darüber hinaus der Verifizierungsprozess für CO2-Zertifikate irreparabel beschädigt ist:

Survivals Recherchen haben die Machenschaften in einem Vorzeigeprojekt für CO2-Zertifikate enthüllt, das von der Naturschutzorganisation Northern Rangelands Trust in Kenia betrieben wird und das von den Tech-Unternehmen Meta und Netflix zum Ausgleich ihrer Emissionen genutzt wird. Die Recherchen deckten schwerwiegende Mängel auf: Nicht nur, dass das Projekt keine freie, vorherige und informierte Zustimmung der indigenen Völker vorweisen kann, es speichert nicht einmal zusätzlichen Kohlenstoff.

Dennoch hat eine „Überprüfung“ durch das Verifizierungsunternehmen Verra – das sein Geld mit solchen Projekten verdient – dem Projekt ermöglicht, nach einem vorübergehenden Stopp wieder Zertifikate auszustellen, obwohl keine der von Survival vorgebrachten Bedenken ausgeräumt wurden.

„Obwohl Verra, das die bekanntesten Standards auf dem freiwilligen Markt für CO2-Zertifikate betreibt, jetzt als diskreditiert dasteht, sind Verhandler*innen auf der COP28 dabei, einen neuen globalen Handel für CO2-Zertifikate im Rahmen der UN zu schaffen, der weitgehend genau diesen freiwilligen Markt reproduziert.“

Aber das ganze System ist völlig untauglich:

  • Große Naturschutz-NGOs warten nur darauf, Millionen mit indigenem Land zu verdienen, das zuvor gestohlen und in „Naturschutzgebiete“ umgewandelt wurde.
  • Der Boom dieses Markts ohne menschenrechtliche Leitplanken treibt die Schaffung neuer „Naturschutzgebiete“ und anderer Ausgleichsprojekte auf gestohlenem indigenem Land voran.
    Dies wiederum zerstört genau die Menschen, die die besten Hüter*innen der Natur sind und die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben: indigene Völker.
  • Daher fordert Survival in seinem Pressebriefing „COP28: die Bedrohung für indigene Völker“ unter anderem, dass alle Teilnehmenden indigene Rechte anerkennen und respektieren; landbasierte Emissionsprojekte als Lösungsansatz ausgeschlossen und indigene Völker bei Projekten auf ihrem Land konsultiert werden müssen.

„Jeder, der die Klimakrise ernsthaft bekämpfen möchte, sollte sich gegen CO2-Zertifikate aussprechen.“

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