Gericht stoppt Bahnprojekt in der Nähe des bedrohtesten Volkes der Welt

2 August 2012

Über 30.000 Menschen haben Brasiliens Justizminister bereits aufgefordert, das bedrohteste Volk der Welt zu retten © Domenico Pugliese

Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Ein Richter hat Brasiliens größtes Bergbauunternehmen aufgefordert, die Pläne zur Erweiterung einer kontroversen Bahnstrecke zu suspendieren. Die Erweiterung würde das Überleben des bedrohtesten Volkes der Welt gefährden.

Das für den Bergbaugiganten Vale nachteilige Urteil ordnet einen sofortigen Stopp der Arbeiten entlang der Carajás-Bahnstrecke an und setzt für Verletzungen eine Strafe von 25.000 US-Dollar pro Tag fest.

Die bestehende Bahnstrecke, deren Kapazität mit zusätzlichen Gleisen verdoppelt werden sollte, führt auch entlang des Waldes, in dem das bedrohte Awá-Volk zu Hause ist. Bis zu 2 Kilometer lange Züge fahren rund um die Uhr entlang der Strecke zur größten Eisenerz-Mine der Welt.


Einer der längsten Züge der Welt passiert Awá-Land. © Survival

Die Awá haben die Pläne des Bergbauriesen lautstark abgelehnt. Sie sagen, dass das Vorhaben ihr Überleben und das ihrer unkontaktierten Verwandten bedroht.

“Wir akzeptieren die Erweiterung der Bahnlinie nicht, die direkt vor unserem Gebiet vorbeiführt. Sie ist sehr schlecht! Sie macht viel Lärm und die Jäger können kein Wild mehr finden. Die Tiere werden verschreckt,” erklärte ein Awá.

Gegenüber Survival International sagte Vale, dass es in jedem Fall “auf die Sorgen der Awá hören [und] ohne dies keine Lizenz erwirken würde”.

Doch das vernichtende Urteil zu Vales Sozial- und Umwelt-Folgestudien erklärt die Bemühungen des Unternehmens nun für “unzureichend”.

Das Gericht nannte die öffentlichen Anhörungen des Konzerns zudem “ineffizient” und warnte davor, dass Vale “sehr ernste Umweltzerstörung” riskiere.

Vales Vorhaben die Carajás-Bahnlinie zu erweitern, ist eine der vielen Bedrohungen für das Awá-Volk. © Fiona Watson/Survival

Vor genau 100 Tagen gab Survival International den Startschuss für seine Kampagne zur Rettung des bedrohtesten Volkes der Welt, dessen Land durch illegale Holzfäller, Viehzüchter und Siedler zerstört wird.

Inzwischen haben über 30.000 Menschen (300 pro Tag) an Brasiliens Justizminister geschrieben und ihn aufgefordert, mehr für die nur noch 460 Mitglieder zählenden Awá zu tun.

Brasiliens Indianer-Behörde FUNAI hat die Awá zu einer Top-Priorität erklärt und die Lage des Volkes hat weltweit Schlagzeilen gemacht.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Wenn das Urteil eingehalten wird, ist das eine gute Meldung für die Awá. Doch die Bahnstrecke ist nur eine der Bedrohungen für das Volk – Holzfäller, Viehzüchter und Siedler verletzen immer noch jeden Tag schamlos brasilianisches Gesetz. Trotz aller Zusagen der Behörden ist der Lebensstil der Awá noch immer in Gefahr – es muss gehandelt werden.”

Obwohl Vale keine Genehmigung zur Verdoppelung der Gleise entlang der gesamten Carajás-Bahnlinie besitzt, haben die Arbeiten in einigen Teilen bereits begonnen.

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