Brasilianische Beamte warnen vor 'unmittelbar bevorstehendem' Tod unkontaktierter Indianer

26 Juni 2014

In der Region, in der vor knapp vier Jahren die bekannten Luftaufnahmen eines unkontaktierten Volkes entstanden, haben die Sichtungen unkontaktierter Indianer stetig zugenommen. © G. Miranda/FUNAI/Survival

Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Brasilianische Beamte warnen, dass unkontaktierten Indigenen unmittelbar “Tragödie” und “Tod” drohen, nachdem Sichtungen der Indigenen im Amazonas-Regenwald nahe der Grenze zu Peru dramatisch angestiegen sind.

Die Experten glauben, dass die Indigenen über die Grenze nach Brasilien geflohen sind, um illegalen Holzfällern zu entkommen, die in ihr Gebiet eingedrungen sind. Dadurch gelangen die Unkontaktierten nun jedoch in das Gebiet anderer abgeschieden lebender indianischer Gruppen, die bereits auf der brasilianischen Seite leben, und einiger sesshafter Gemeinden.

Die Ashaninka im Bundesstaat Acre berichten beispielsweise, dass sie kürzlich dutzende unkontaktierte Indigene in der Nähe ihrer Gemeinde gesehen haben. Neueste Untersuchungen der Regierung haben zudem mehr Fußspuren, temporäre Lager und Essensreste, die von den Unkontaktierten zurückgelassen wurden, offenbart.

Diese Vorfälle bestärken die Angst vor gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen sowie vor einer Dezimierung durch Infektionskrankheiten, gegen die unkontaktierte Indigene keine Abwehrkräfte ausgebildet haben.

José Carlos Meirelles, der die Gegend für Brasiliens Indigenen-Behörde FUNAI seit über 20 Jahren beobachtet, sagte gegenüber Survival International: “Etwas Ernstes muss passiert sein. Es ist nicht normal, dass sich eine so große Gruppe unkontaktierter Indianer auf diese Weise nähert. Dies ist eine völlig neue und besorgniserregende Situation und wir wissen momentan nicht, was die Ursache davon ist.”

Unkontaktierte Indianer zielen mit Pfeil und Bogen auf ein Flugzeug über ihnen. (Foto von 2008) © G. Miranda/FUNAI/Survival

Die Indigenen wurden in derselben Region gesichtet, in der unkontaktierte Indianer vor vier Jahren aus einem Flugzeug heraus fotografiert und gefilmt wurden. Die Aufnahmen sorgten weltweit für Beachtung. Dem Gebiet mangelt es jedoch an Schutz, seit die Regierung einen Wachposten aufgegeben hat, der 2011 von Drogenschmugglern und illegalen Holzfällern überfallen wurde.

Unkontaktierte Indigene gehören zu den verletzlichsten Menschen der Welt. Obwohl sie gesund erscheinen, besitzen sie keine Immunität gegen weit verbreitete Krankheiten wie Grippe und Masern, was in der Vergangenheit zur Auslöschung ganzer Völker geführt hat.

FUNAI hat die alarmierenden Berichte der Ashaninka vor zwei Wochen untersucht. Die Behörde warnt, dass “Kontakt unmittelbar bevorsteht” und fordert, dass dringend Gesundheitsteams in das Gebiet geschickt werden, andernfalls “riskieren sie es sich Krankheiten einzufangen (…), die sie alle töten könnten”.

Der prominente Amazonas-Indigene Raoni Metuktire, der den Kampf der Kayapó um ihr Land und gegen die Zerstörung des Amazonasgebietes angeführt hat, erklärte während seines kürzlichen Besuches in Europa: “Wo werden die unkontaktierten Indianer hingehen? Ohne den Schutz ihres Landes werden sie sterben.”

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, ruft die Regierungen von Brasilien und Peru dazu auf, das gesamte Gebiet unkontaktierter Völker unter Schutz zu stellen und ihr Versprechen zu halten, die grenzüberschreitende Koordination zu verbessern, um das Wohlergehen der Unkontaktierten zu garantieren.

Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: “Internationale Grenzen existieren für unkontaktierte Völker nicht. Deshalb müssen Brasilien und Peru zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass Leben ausgelöscht werden. Immer wieder wurden in der Vergangenheit unkontaktierte Völker vernichtet, wenn in ihr Land eingedrungen wurde. Es ist unerlässlich, dass das Gebiet dieser Menschen richtig geschützt wird. Beide Regierungen müssen jetzt handeln, wenn ihre unkontaktierten Bürger überleben sollen.”

Hinweise an die Redaktion:

- Survival hat einen längeren Feature-Artikel über unkontaktierte Indianer an der peruanisch-brasilianischen Grenze verfasst. Bitte kontaktieren Sie uns, falls Sie an einer Veröffentlichung interessiert sind.
- Audiodateien vom Bericht eines Ashaninka, der den unkontaktierten Indigenen begegnet ist, sind auf Anfrage verfügbar.
- Besuchen Sie Survivals Webseite ‘Die dunkle Seite Brasiliens’, um mehr über die Angriffe auf die Rechte indigener Völker in Brasilien zu erfahren.
- Das Amazonasgebiet in Peru und Brasilien hat die höchste Konzentration unkontaktierter Völker weltweit. Survivals Forschungsdirektorin Fiona Watson, Expertin für unkontaktierte Völker, steht auf Anfrage für ein Interview zur Verfügung.

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