Olympia: Guarani leisten Widerstand gegen gewalttätige Farmer

4 August 2016

Die Guarani haben eine starke Verbindung zu ihrem Land. Der größte Teil davon wurde jedoch gestohlen und durch intensive Landwirtschaft zerstört. © Fiona Watson/Survival

Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Kurz vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro hat ein indigenes Volk in Brasilien gewalttätigen Farmern, die ihr Land zerstören und sie mit Rassismus und Vernichtung bedrohen, eine klare Ansage gemacht.

Diese folgt auf die jüngste Welle von Gewalt und Vertreibungen sowie dem Tod eines sieben Monate alten Babys in der Apy-Ka’y-Gemeinde im Juli.

Aty Guasu, die Organisation der brasilianischen Guarani, erklärte: „Ihr seid Mörder und ihr greift unaufhörlich unser tekohá [angestammtes Land] an. Doch wir werden in unserem Kampf für unser Land, das uns gestohlen wurde, nicht zurückweichen. Jedes Mal, wenn ihr einen von uns umbringt, werden wir in unserem Kampf stärker. Jedes Mal, wenn ihr auf uns schießt, werden wir einen Schritt nach vorne gehen. Und für jedes Grab werden wir mehr von unserem Land wieder besetzen. Das garantieren wir euch.“

Aty Guasu hat auch ein Video gedreht, welches Aufnahmen der jüngsten brutalen Vorfälle gegen die Guarani enthält.

Viele Guarani sind gezwungen, am Rand von Überlandstraßen zu leben. Sie werden von Bewaffneten angegriffen oder gewaltsam vertrieben, wenn sie versuchen, ihr angestammtes Land wieder zu besetzen. Im Juli wurden Guarani-Familien von fast hundert schwer bewaffneten brasilianischen Polizeibeamten vom Land ihrer Vorfahren vertrieben. Ein Baby starb an den Folgen von Unterernährung und der Exponierung, als Häuser der Guarani mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die Gemeinde wurde in die notdürftigen Lager am Straßenrand zurückgedrängt.

Guarani-Anführerin Damiana Cavanha hatte 2013 eine Landwiederbesetzung angeführt. Dennoch wurde ihre Gemeinde vor kurzem gewaltsam vertrieben © Fiona Watson/Survival

Zuvor waren in diesem Jahr mehrere andere Guarani-Gemeinden von Bewaffneten, die im Auftrag der Farmer standen, angegriffen worden. Bei einem Angriff auf die Guarani-Gemeinde Tey’i Jusu wurde ein Mann getötet, mehrere Indigene – darunter ein 12-jähriger Junge – mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Anschauen: Angriff Bewaffneter auf die Tey’i-Jusu-Gemeinde

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben zerstörerische Agrobusiness-Unternehmen den Großteil des Landes der Guarani gestohlen. Die Indigenen leben am Straßenrand und in überfüllten Reservaten. Guarani-Kinder verhungern und viele der Anführer wurden ermordet. Hunderte Guarani – Männer, Frauen und Kinder – haben sich das Leben genommen. Die Selbsttötungsrate unter den Guarani-Kaiowá ist die höchste weltweit.

In einem Video, das dank Survivals Tribal-Voice-Projekt entstanden ist, sagt der Guarani-Anführer Eliseu Guarani: „Brasilien ist in diesem Jahr Gastgeber der Olympischen Spiele. Die Regierung steht im Scheinwerferlicht der Welt und versucht, die Situation, mit der wir Indigenen konfrontiert sind, zu verbergen … Wir Guarani werden angegriffen, unsere Anführer werden umgebracht … und unser Land wird uns nicht zurückgegeben. Doch diese Olympischen Spiele werden nichts von all dem zeigen. Die Menschen auf der ganzen Welt werden sich diese Spiele ansehen und jubeln. Sie werden auch unser Leiden bejubeln.“

Im April startete Survival International die Kampagne „Völkermord in Brasilien stoppen!“ im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, um auf die Situation indigener Völker wie der Guarani aufmerksam zu machen. Ihr Land, ihre Rohstoffe und ihre Arbeitskraft werden im Namen von „Fortschritt“ und „Zivilisation“ gestohlen.

Survival-Unterstützer*innen demonstrieren vor der brasilianischen Botschaft in London © Survival

Am 31. Juli haben Survival-Unterstützer*innen vor der brasilianischen Botschaft in London demonstriert.

Die Kampagne fordert Brasiliens Regierung dazu auf, sich an das Gesetz zu halten und die Guarani zu schützen, ihr Land zu demarkieren und die Mörder strafrechtlich zu verfolgen. Außerdem soll sie den hungernden Gemeinden solange Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, bis sie ihr angestammtes Land zurück bekommen haben. Die Kampagne befasst sich außerdem mit Brasiliens unkontaktierten Völkern – den bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten – sowie der beabsichtigten Verfassungsänderung, die unter dem Namen PEC 2015 bekannt ist. Sie hätte eine deutliche Schwächung der Landrechte indigener Völker zur Folge. Bestehende indigene Gebiete würden auseinanderbrechen und ausgebeutet werden.

Anschauen: Guarani-Anführer lehnt PEC 215 ab

Survival-Direktor Stephen Corry machte klar: „Eine akute und grauenhafte humanitäre Krise entfaltet sich quer durch ganz Brasilien, während der Blick der Medien durch die Olympischen Spiele in Rio abgelenkt wird. Bei der Situation der Guarani handelt es sich um keine Anomalie, hier setzt sich ein Jahrhunderte alter Prozess von Landraub, völkermörderischer Gewalt, Sklaverei und Rassismus fort. Zahlreiche Indigene sterben und werden umgebracht. Indigene Rechte überall in Brasilien werden aufgehoben. Den Schweregrad dieser Krise kann man kaum übertreiben. Sie wird nur dann enden, wenn indigene Völker als zeitgenössische Gesellschaften respektiert und ihre Menschenrechte geschützt werden. Brasilien muss jetzt handeln, ehe noch mehr indigene Völker zerstört werden.“

Guarani
Indigenes Volk

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