Äthiopien: Regierung verhaftet 100 Indigene für Opposition gegen Staudamm

6 Oktober 2011

Ein Mursi-Mädchen. Die Mursi werden von Äthiopiens Sicherheitskräften eingeschüchtert © Magda Rakita/ Survival

Diese Seite wurde 2011 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Wie gegenüber Survival International berichtet, sind Ende September rund 100 Mitglieder indigener Völker in Äthiopien festgenommen und inhaftiert worden. Sie hatten sich gegen den Bau des umstrittenen Gibe III Staudammes gestellt. Die 100 Personen gehören den indigenen Mursi und Bodi an.

Pläne für den Staudamm und für Bewässerungsanlagen nahe gelegener Plantagen schreiten rapide voran. Gleichzeitig nehmen Repression und die Einschüchterung von Kritikern zu.

Ein Polizist soll einer indigenen Gemeinde erklärt haben, dass die Regierung “wie ein Bulldozer” sei. “Jeder, der sich gegen ihre Entwicklungsprojekte stellt, wird überrollt, wie ein Mensch der vor einem Bulldozer steht.”

Äthiopien verpachtet große Stücke indigenen Landes in der südlichen Omo-Region an staatliche und ausländische Unternehmen. Auf den Plantagen sollen Zuckerrohr, Feldfrüchte und Biotreibstoffe angebaut werden. Die Wasserversorgung der Plantagen soll mithilfe des Staudamms gesichert werden.

Obwohl die Lage sich zuspitzt, gaben das österreichische Außenministerium und das deutsche Entwicklungsministerium gegenüber Survival an, dass ihnen „keine Indizien für die Anwendung von Zwang bei Um- bzw. Ansiedlungen“ bekannt wären. Beide Ministerien hinterfragen die Umsiedlungspolitik scheinbar nicht und akzeptieren die Behauptung der äthiopischen Regierung, dass es sich um „ungenutztes“ Land handelt, obwohl das Gebiet saisonal von den halbnomadischen Völkern genutzt wird.

Kritik an den Landverpachtungen wird von der Geheimpolizei und dem Militär brutal unterdrückt. Sicherheitskräfte sollen indigene Gemeinden einkreisen und einschüchtern, deren Grashütten auf dem Land stehen, das erschlossen werden soll.

Menschen, die in den letzten zehn Jahren vorbestraft wurden, werden verhaftet; Kritiker an den Projekten geschlagen oder mit Haft bedroht.

Es gibt zudem Berichte von Vergewaltigungen an Frauen und dem Diebstahl von Rindern, die die Lebensgrundlage vieler indigener Völker im Omo-Tal darstellen.

Junge Hamar mit Verzierungen aus weißer Asche. Der Gibe III Damm bedroht ihr Volk © Magda Rakita/Survival

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Äthiopiens Regierung und seine internationalen Geldgeber sind fest entschlossen, das Land indigener Völker an sich zu reißen und so ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Sie wollen Selbstversorger in die Abhängigkeit drängen und all jene, die sich dagegen stellen, ins Gefängnis werfen. Dabei tun sie so, als wäre das alles ‘Fortschritt’ und ‘Entwicklung’. Es ist schamlos, kriminell und sollte von allen bekämpft werden, die an die Menschenrechte glauben.”

Das Untere Omo-Tal ist UNESCO Weltkulturerbe. Es umfasst zwei Nationalparks und ist die Heimat von rund 200.000 Angehörigen indigener Ackerbau- und Viehzuchtvölker.

Ein Suri-Nomade sagte, der Gibe III Damm und der Versuch die indigenen Völker von dem Land zu vertreiben, schreibe “das Ende des Nomadentums im Süden Äthiopiens”.

Indigene Völker im Omo-Tal
Indigenes Volk

Teilen